Wir stehen vor einen gewaltigen kulturellen Wandel. Vieles von dem, was uns in der Vergangenheit Sicherheit und Glück verheißen hatte, ist inzwischen als Illusion entlarvt. Daher wundert es nicht, dass so viele Menschen heute verunsichert, orientierungslos und resigniert sind.
Was fehlt uns? Was brauchen wir, um diese Zeit des Wandels nicht als Gefahr, sondern als Chance zu begreifen?
Ich glaube, was wir jetzt brauchen, sind stabile und entschlossene Vorbilder für ein Leben in Würde und Integrität. Wir brauchen Männer und Frauen, die uns vorleben, was es heißt, dieses Leben, dieses eine Leben, aufrecht und mitfühlend, uns selbst und unserer Verantwortung bewusst, mit Herz und Hand als unser eines, eigenes Leben anzunehmen und durch ihr Leben ein sichtbares Zeichen abzulegen dafür, dass ein Leben in Aufrichtigkeit und Würde, in Integrität und Empathie nicht nur vage möglich ist, sondern jedem und jeder von uns offen steht.
Ein Leben wie dieses ist bislang nicht Teil unserer Leitkultur. Daher brauchen wir vielleicht die eine oder andere ausdrückliche Einladung dazu, bis auch wir uns auf den Weg machen, unser eines, eigenes Leben wirklich selbst und selbstbestimmt zu leben.
Goran Ivetics Einladung wendet sich an die Frauen unter uns. Und sie geht unter die Haut. Goran Ivetic sagt:
Liebe Schwester,
es ist Zeit, dich zu erheben!
Liebe Schwester, es ist Zeit, dich zu erheben!
Du wurdest erzogen, um eine „gute“ Ehe-Haus-Frau und eine „gute“ Mutter zu sein. Du hast gelernt, wie sich ein Mädchen zu benehmen hat.
Man nannte es soziales Verhalten. Immer im Dienste der Familie, der Gesellschaft, deines Mannes und deiner Kinder. Schliesslich war es gut. Und nichts anderes wolltest du sein, gut oder zumindest gut genug. Alles andere wäre nur selbstsüchtig und egoistisch, definitiv falsch.
Deine eigenen Bedürfnisse, Träume, Wünsche, zählten da nicht viel. Es waren nichts mehr als Mädchenfantasien, fernab jeglicher Realität. Die ersten zaghaften Rebellionsversuche wurden im Keim erstickt. Durch erhobene Worte, Zeigefinger oder Hände deines Vaters, durch emotionale Erpressungen und Manipulationen der Mutter, durch Ächtung in der Gesellschaft.
Nicht oft, aber immer wieder.
Es hat gereicht, um dich schuldig zu fühlen, um das Gefühl zu haben, nicht richtig und nicht gut genug zu sein.
Du wurdest gelehrt, niedlich deine Augen und Schoss zu öffnen, aber Mund und Herz zu verschliessen, um der von Ängsten und Misstrauen geprägten, männlich dominierten Welt gerecht zu werden.
Du wurdest gelehrt, nett zu sein und dich zuerst um die Bedürfnisse deiner Mitmenschen zu kümmern.
Du wurdest gelehrt „es tut mir leid“ zu sagen, wenn ein „Nein“ angebracht gewesen wäre.
Du wurdest gelehrt, nicht aufzufallen, dein Licht und Strahlen zurückzuhalten oder gar verstecken.
Du wurdest gelehrt, deine Liebe und Macht zu veräussern, um stark und belastbar zu sein. Den Preis dafür hat man dir nie genannt.
Dir wurde eingeimpft, dass ein Leben in Kreisen und Zyklen minderwertiger ist als jenes in Geraden.
Dein innerstes Heiliges wurde herausgeschält, damit es keine Bedrohung mehr darstellt. Das, was übrig blieb, wurde schubladisiert, mütterlich-rein und hurenhaft-schmutzig, dazwischen gab es nichts.
Du wurdest auch erniedrigt, misshandelt, missbraucht, vergewaltigt, zur Abtreibung gezwungen.
Du wurdest eingehüllt in den SCH-Mantel, aus Scham, Schuld und Schweigen.
Weisst du was, Schwester, leg ihn ab, er hat ausgedient. Darunter offenbart sich dein Kleid aus Sonnenglanz, Mondlicht und Sternenstaub. Und, keine Sorge, es zwickt nicht, nicht zu eng, genau richtig.
Glaubst du wirklich, es ist natürlich, deine Brüste mit einem Stahlstoffmix zu verdecken? Es ist nur normal, natürlich ist es nicht. Es gibt NICHTS an und in deinem Körper, wofür du dich schämen brauchst.
Glaubst du wirklich, dass die Fülle des Lebens, die du verkörperst, mit Cupgrössen oder BMI bemessen wird?
Glaubst du wirklich, dass dein Wert bemessen wird an deiner äusserlichen Anziehungskraft, wie gut du dich „verkaufst“?
Nichts an und in dir ist falsch oder verkehrt. Auch nichts an deinem innigsten Wunsch: zu lieben und geliebt zu werden. Wie könntest du auch anders?
Du bist formgewordene Liebe, ohne Mangel und Makel, voller Schönheit und Magie. Das ist die Wahrheit, DIE Wahrheit. Und sie wird dich befreien, glaub mir. Sie wird all deine Zellen durchfluten und gleichzeitig alles verbrennen, was ihr nicht dient.
Viele deiner Schwestern können ein Zeugnis davon ablegen. Sie werden dich finden und sich mit dir verbinden, räumlich, wenn du dazu bereit bist. Innerlich seid ihr seit Äonen verbunden, Göttinnen. Du warst nie allein, auch nicht in der tiefsten Dunkelheit, Schwester, und wirst es nie sein.
Doch nun ist es an der Zeit, deinem inneren Ruf zu folgen, dieser heiligen Sehnsucht.
Die Dunkle Göttin in dir wartet auf dich, um mit dir zu tanzen, den Glanz der Weiblichkeit zu feiern. Lange genug hast du sie verbannt, in deinem illusionären Hunger nach Kontrolle und Sicherheit. Aus Angst vor Schmerz, hast du sie immer wieder verraten. Um Lügen aufrecht zu halten, hast du sie in Käfige gesperrt.
Jetzt wartet sie auf dich, weil sie weiss, dass die Zeit der Rückkehr gekommen ist.
Mit Tränen in den Augen und einem Lächeln auf den Lippen, dem Wolf als treuen Begleiter an ihrer Seite. Sie hat Geschenke für dich, gegossen und verpackt in der Dunkelheit: Intuition, Instinkt und die Weisheit der Weiblichkeit.
Es ist Zeit, sie entgegen zu nehmen.
Es ist Zeit, den Tanz der Befreiung zu tanzen.
Liebe Schwester, es ist Zeit, dich zu erheben!
Goran Ivetic
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Courtney Walsh: „Lieber Mensch…“
Oriah Mountain Dreamer: „Die Einladung“
Hjalmar Söderberg: „Wir wollen alle geliebt werden“ (erg.)
Tim Ray: „Sind Liebesbeziehungen das Werk des Teufels…?“
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