Verbotene Gefühle

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gefühle: abgründe und urgründe

Verbotene Gefühle

„Scham kenne ich eigentlich gar nicht…!“

Wenn ein Mensch von sich behauptet, bestimmte Gefühle per se nicht zu kennen, dann sollte uns das nachdenklich stimmen… Schließlich werden wir alle per genetischer Grundausstattung grundsätzlich mit dem gleichen Gehirnaufbau geboren…. Damit einher gehend haben wir alle das gleiche Spektrum an Gefühlen

(Eigentlich) keinen Ärger zu kennen, sich nie für irgendetwas zu schämen oder keine Traurigkeit zu verspüren, müsste daher begleitet sein durch einen nennenswerten biochemischen Umbau im innersten Zenrum des Gehirns, dem sogenannten „limbischen System“… Zugegeben: die These steht auf dünnem Eis…

Alternativ hat das Gehirn allerdings möglicherweise gelernt, einen aufkommenden Gefühlsimpuls (eine emotionale Energie) in ein anderes Gefühlszentrum umzulenken… Das zum Beispiel erklärt, warum manche Menschen bei aufkommender Scham wie instinktiv mit Zorn oder Groll reagieren… Je stärker der unterdrückte Scham-Impuls, desto ausdrucksstärker in der Regel der dadurch inszenierte Groll oder Zorn…

Wie kann es dazu kommen, dass Menschen sich ihre Gefühle verbieten…?

                                                             

Alter Schmerz und seine Folgen

Irgendwann in ihrem Leben machen manche Menschen eine so drastische Erfahrung oder erleben so oft wieder und wieder dieselbe Art von existenziellem Schmerz, dass sie verzeifelt eine Lösung brauchen… Eine Möglichkeit im Umgang mit derartigen Erfahrungen und den von diesen ausgelösten überwältigenden Gefühlen besteht darin, diese Art von Gefühlen derart radikal zu unterdrücken, dass wir jeglichen bewussten Zugang zu ihnen verlieren… Diese Gefühle „gibt es nun nicht mehr“…

Ja, in der Tat. Es ist möglich, uns das Fühlen bestimmter Gefühle zu verbieten… In manchen Lebenssituation ist dies möglicherweise vielleicht sogar die allerbeste Wahl… Bevor du jetzt jedoch zu grübeln beginnst, ob diese Strategie in deiner akuten Situation genau das richtige für dich, mache dir klar: diese Strategie ist wirksam, aber sie hat einen immens hohen Preis…

Unsere Gefühle haben ihren Sinn… Sie wurden entwickelt, um uns Lösungen zu bieten für herausfordernde oder schwierige Situationen in unserem Leben… In manchen Augenblicken unseres Lebens sind wir dazu aufgefordert, entschlossen für eine Sache einzutreten (Dies ist die Urkraft des Ärgers)… In anderen besteht unsere Herausforderung darin, Umstände annehmen zu lernen, die wir nicht ändern können – so gerne wir uns das auch wünschen mögen (Hierbei hilft uns die Kraft der Traurigkeit)… Angst bereitet uns vor auf Gefahren oder Herausforderungen der Zukunft… Sie erhöht unser inneres Energieniveau, um in einer relevanten Situation in der Zukunft so effizient und wirksam wie möglich handeln zu können…

Das Verbot bestimmter Gefühle ist psychologisch betrachtet ein Akt der Selbstverstümmelung… So etwas tut niemand ohne Not… Es ist immer ein Zeichen dafür, dass ein Mensch auf seinem Weg derart überwältigendes Leid erfahren hat, dass ihm kein anderer Weg als dieser mehr zur Verfügung zu stehen schien…

Wenn uns in unserem Leben bestimmte Gefühsqualitäten fehlen, dann fehlen uns genetisch verankerte Lösungsstrategien im Umgang mit den belastenden Situationen, denen wir in unserem Leben zwangsläufig immer mal wieder ausgesetzt sind…

Mutter Natur hat sich etwas dabei gedacht, als sie uns (und neben uns mindestens alle anderen Wirbeltiere) mit denselben hochwirksamen Empfindungsqualitäten ausgestattet hat… Oder aber: die Evolution hat durch eiskalte Auslese genau diese Gefühlsmuster auf Grund ihrer evolutionären Nützlichkeit selektiert… Suche dir gerne eine dieser beiden Deutungen aus…! Sie führen beide zum exakt gleichen Ergebnis…

                                               

Der Preis der Kontrolle

Wer sich seiner Gefühle beschneidet, beschneidet dadurch nicht nur ihre oder seine emotionalen Fähigkeiten… Er oder sie trennt sich dadurch außerdem ab von ihrer oder seiner ureigenen Lebendigkeit… Genau das ist es, was unsere Gefühle sind… Das Leben mag sich sicherer anfühlen dadurch, das stimmt… Vielleicht sollten wir an dieser Stelle besser sagen: kontrollierbarer… (Das trifft es oft sehr viel eher…!) Aber ist es das, was wir wirklich wollen…?

Ist das wirklich das, worauf wir am Ende unseres Lebens zurückblicken wollen…? Auf ein kontrolliertes, gezähmtes und ungefährliches Leben, das wir stets im Griff hatten, in dem uns nichts aus der Bahn warf und nichts dazu veranlasste, über unsere bisherigen Grenzen hinaus zu wachsen…? Ist es wirklich das, was wir eines Tages, wenn wir zurückblicken, gelebt haben wollen…? Ein Leben ohne Risiko…? Ein Leben ohne Scheitern…? Ein Leben ohne Abenteuer und Wagemut…? 

                                                                                

Was wollen wir wirklich?

Vielleicht – wer weiß das schon genau – ist dieses Leben, das wir führen, das einzige Leben, das wir je bekommen werden… Wer weiß…? Vielleicht haben auch jene Menschen Recht, die sagen, wir hätten mehrere Anläufe… Ich persönlich allerdings halte die Wahrscheinlichkeit hierfür allerdings für ziemlich gering…

Wir können dieses Leben im Inneren unserer Komfort- oder Gewohnheits-Zone verbringen… Diese Wahl können wir durchaus treffen… Worauf wir dann jedoch verzichten müssen, sind Wachstum, Abenteuer und Lebendigkeit…

Im Inneren der Gewohnheits-Zone werden wir weder erfahren, wozu wir wirklich im Stande sind, noch werden wir dort jemals ungeahnte Wunder erleben… Die nämlich geschehen allein dort draußen, wo das Leben wild und ungezähmt ist… Dies ist der Preis, den wir kennen sollten… Die Wahl, welchem Weg wir durch unser eigenes Leben folgen, liegt bei jedem von uns ganz allein…

Wenn wir uns erlauben wollen, dass ehemals verbotene Gefühle wieder einen Raum in unserem Leben bekommen, dann bedeutet das, dass wir uns erlauben müssen, Angst und Schmerz zu spüren… Angst, weil wir damit eine Strategie aufgeben, die uns vormals immerhin den Eindruck von Kontrollierbarkeit oder Sicherheit vermittelt hat… Schmerz, weil wir bislang wahrscheinlich wenig Erfahrungen haben darin, unangenehmen Situationen mit offenem Herzen und in unserer ganzen Verletzlichkeit zu begegnen… Das kann weh tun… Und das wird weh tun…

                                                                                 

Leben jenseits unserer Gewohnheits-Zone

Die Entscheidung, unser Leben ganz und gar zu fühlen, ist die Entscheidung für den Schritt aus unserer vertrauten Gewohnheits-Zone hinaus… Dort draußen werden wir erfahren, zu wie viel mehr wir im Stande sind, als wir (und/oder manch andere) es uns bislang noch zutrauen… Dort draußen begegnen uns Abenteuer und ungeahnte Wunder… Dort draußen, und nur dort draußen, wachsen wir über unsere bisherigen Grenzen hinaus in das ganze Potenzial dessen, was wir sein können, hinein…

Aber dort draußen begegnen uns auch Gefahren. Wir werden Ent-Täuschungen erleben, Ablehnung erfahren und immer wieder konfrontiert sein mit Angst, Schwäche und Schmerz… Darum ist es hilfreich, wenn wir auf diesem Weg durch unser Leben Gefährtinnen und Gefährten haben… Dies können Freundinnen oder Freunde sein, die wissen, wie wir uns fühlen, weil sie denselben Schritt bereits vor uns gewagt haben… Manche von uns finden Unterstützung bei ihren Liebespartner:innen oder in der Familie… Andere in einem Coach oder einer Therapeutin…

Unsere Entscheidung für das Fühlen ist unsere Entscheidung für unsere eigene Lebendigekt… Es ist die Entscheidung dafür, ganz zu werden, wahrhaftig und menschlich… Keine Entscheidung bringt uns näher in Kontakt mit uns selbst, mit allem, was wir sind… Erwachsen und klein… Verletzlich und stark… Den Herausforderungen des Lebens gewachsen… Und von der ganzen Vielfalt und Schönheit des Lebens durchdrungen und genährt…

Kontrolle oder Lebendigkeit…? Die Wahl trifft jeder und jede für sich… Welchen Weg hast du für dich gewählt – und warum…? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar…!

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