ars erotica: Clayton Cubitt – Hysterical Literature

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Clayton Cubitt: Hysterical Literature

  

ars erotica: hysterical literature

  

Der Sieg des Körpers über den Geist

Clayton Cubitt ist etwas erstaunliches gelungen. In seinen Video-Portraits unter dem Titel „Hysterical Literature“ zeigt er Frauen in ihrer reinen sexuellen Essenz. Und das auf eine Weise, die erregend ist, aber niemals pornographisch. Sie sind zart, aber niemals verklärt. Sie sind ausdrucksstark, aber niemals billig. Ganz im Gegenteil.

Die Frauen, die sich uns zeigen, verkörpern die Kraft und Schönheit all ihrer Weiblichkeit in unantastbarer Würde und Authentizität. Alles, was wir sehen, ist so un-verschämt echt, dass es uns als Betrachter:innen unwiderstehlich aufwühlt und bewegt. Clayton Cubitt zeigt keinen Sex, sondern den essenziellen Kern der reinen, ursprünlichen, weiblichen Sexualität. Und das ist schlicht und einfach: wunderschön.

  

ars erotica: hysterical literature

  

Sexualität: zart, archaisch und unverschämt

Ein schlichter, heller Tisch. Dahinter sitzend: Eine Frau, vollständig bekleidet und gut gekleidet. In ihrer Hand hält sie ein Buch. Die Frau stellt sich und das Werk vor, schlägt es an einer gewählten Stelle auf und beginnt, für uns zu lesen. Das ist schön, aber das ist nicht der Clou.

Sie hat eine klare, wohlklingende Stimme. Ihr Blick ist fröhlich, offen und konzentriert. Es ist eine Freude, ihr zuzuhören. Doch schon bald machen zunächst ihre Mine und später auch die Stimme der Vorleserin eine ganz erstaunliche Wandlung mit.

Die ersten Anzeichen sind subtil. Ein kurzes Beben der Lippen, ein schüchternes Lächeln, ein plötzlicher Atemzug. Wir sehen nicht, aber wir ahnen: Etwas passiert mit dieser Frau. Etwas, das nicht gezeigt wird. Etwas, das verborgen bleibt. Und doch so mächtig ist, dass es unmöglich verborgen bleiben kann.

Unter dem Tisch, wo die Kamera nicht hinschaut, wird unsere Vorleserin mit einem Vibrator sexuell stimuliert.

Was wir sehen, hat nichts pornographisches an sich. Wir sehen nur wenig Haut. Der gesamte Unterleib verschwindet hinter und unter dem Tisch. Was wir sehen, ist die reine Energie, wie sie sich nach und nach in Wellen ausbreitet und schließlich für Augenblicke das ganze Sein von innen her auflöst und erfüllt.

  

ars erotica: hysterical literature

  

Lesen bis zum Kontrollverlust

Was Cubitt uns in seinen Portraits zeigt, ist nicht zuletzt das uralte Ringen zwischen Körper und Geist. Die Frauen, die für uns lesen, geben sichtbar ihr Bestes.

Hochkonzentriert und entschlossen richten sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Buch. Wonnige Wellen der Lust steigen auf, doch die Vorleserinnen zwingen sie in die Tiefe zurück. Sie kontrollieren und unterdrücken die Signale ihrer Körper, um für uns zu lesen.

Doch die Wellen reißen nicht ab. Unaufhaltsam steigen sie auf. Bis Geist und Wille schließlich, endlich, kapitulieren.

Vor laufender Kamera lässt eine Frau nach der Anderen schließlich ihren Widerstand fallen. Und sich selbst. Eine von ihnen hält es ganze zehneinhalb Minuten aus. Dann bricht sich die Lust freie Bahn und zeigt uns unvermittelt und ungeschminkt die reine Schönheit und Unbändigkeit ihres ganz persönlichen Höhepunkts.

Wenn du Lust hast, dir selbst einen Eindruck von dem zu verschaffen, von dem ich hier spreche, klicke auf das Bild, um zu allen zwölf Portraits zu kommen:

  

ars erotica: hysterical literature

Sexualität ist etwas Heiliges. Ist eine unbändige, archaische Kraft. Die Essenz dieser zugleich zarten wie hemmungslos lebendigen Energie künstlerisch zu ehren, verlangt nicht nur Kreativität, sondern vor allem Fingerspitzengefühl und Mut.

Ich stelle euch einige besondere Künstlerinnen und Künstler vor,
denen genau dies gelungen ist: Eine Hommage an die schönste
und schillerndste aller Urkräfte in uns.

Du kennst weitere Künstler, die in dieser Reihe nicht fehlen dürfen?

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