Das späte Erwachen meiner Sexualität
Marias Geschichte
Als Coach und Mentor in Sachen Liebe, Partnerschaft und Sexualität bin ich immer wieder mit berührenden Lebensgeschichten konfrontiert. Viele von diesen handeln von Jahren und Jahrzehnten der Entbehrung, der Selbstverleugnung und unterdrückter Lebendigkeit. Erzählt werden sie mir oft mit fahler, tonloser Stimme. Schaue ich diesen Menschen in die Augen, lese ich Ratlosigkeit, Trauer und Resignation.
Manchmal jedoch nimmt eine dieser Geschichten urplötzlich einen vollkommen anderen Verlauf. Manchmal, so scheint es, müssen die Höllenfeuer der Verzweiflung uns herunterbrennen bis auf’s Knochenmark, bis wir unter dem jahrzehntelang aufgehäuften Schutt aus „wie man’s macht“ und „wie es richtig ist“ in uns jenen lebendigen Funken der Selbstliebe entdecken, der tief in uns verborgen und doch niemals verloschen war.
Dies ist die Geschichte von Maria (Name geändert), die mir ihren Segen dafür gab, sie hier in anonymisierter Form mit euch zu teilen. Maria ist 60 Jahre alt, verheiratet und Mutter zweier heute erwachsener Kinder. Sie lebt in Berlin. Ich erzähle sie für all jene von euch, die glauben, die Erfüllung ihrer sexuellen Wünsche sei nicht mehr als ein schöner, letzten Endes aber unrealistischer, Traum.
Marias Geschichte:
Lieber Volker,
Dies ist meine kleine Geschichte:
Aufgewachsen bei Uroma und Oma, ohne Mann, war ich in Sachen Liebe und Sex eher ein Spätzünder.
Alle meine Freundinnen hatten schon einen Freund, während ich schüchtern in der Ecke stand. Geschwärmt habe ich damals nur für ältere Männer … Lehrer oder Willi Brandt *g*. (Dahinter stand, wie ich heute annehme, mein Wunsch nach einem liebenden Vater.)
Als ich meinen jetzigen Ehemann kennenlernte, war ich froh, überhaupt noch einen Kerl abgekriegt zu haben. Wir wurden oft für Geschwister gehalten. Wir waren also beide sehr unerfahren, ich dazu noch schüchtern und habe mich für so unendlich viele ganz normale Dinge geschämt.
Wie bekamen zwei Kinder und haben uns für sie in’s Zeug gelegt, waren eine liebevolle Familie. Erotik oder Sex spielten in dieser nur leider so überhaupt gar keine Rolle. Bis zum Jahr 2013 war er der erste und einzige Mann in meinem Leben. 2004 wurde mein Mann krank, schwer krank. Seine Leukämie hat uns als Familie noch mehr zusammengeschweißt.
Mir hat die ganze Zeit über nichts gefehlt. Dachte ich. Heute weiß ich: Das lag größtenteils daran, dass ich überhaupt keine Idee davon hatte, was ich überhaupt hätte erleben können. Dann las ich die Bücher (Shades of the Grey), und meine Welt ist quasi explodiert.
Ich sprach meinen Mann wieder und wieder an darauf, dass ich mir Sex wünsche. In einem dieser Gespräche sagte er zu mir: „Früher wolltest Du nicht, jetzt kann ich nicht mehr. Such‘ Dir also jemanden anderes.“ (Das hat er natürlich nicht wirklich so gemeint.) Mehr als einmal erhielt ich von ihm die ernüchternde Botschaft: „Weißt Du, ich finde Dich halt nicht mehr erotisch.“ Nach diesen Gesprächen war ich immer wie am Boden zerstört.
Eines Tages nahm ich all meinen Mut zusammen und meldete mich im JOYclub an [Anmerkung: Ein Dating-Portal für erotische Kontakte.]. Ursprünglich gar nicht mit dem Gedanken, mir dort einen Liebhaber zu finden. In erster Linie suchte ich den Austausch mit Anderen, vielleicht Gleichgesinnten. Ich dachte mir: „Vielleicht finde ich dort einen Tipp für ein Sexspielzeug und eine Idee, wie ich daran komme, ohne dafür in ein Erotik-Geschäft gehen zu müssen.“ (Ich war ja damals so unendlich verklemmt…!) Nun, irgendwie ist es dann ganz anders gekommen…
Wie ich heute weiß, spielt für mich in Sachen Lust der Geruch des Mannes eine große Rolle – das hat zwischen meinem Mann und mir für mich nur leider von Anfang an nicht gepasst. Aber wie hätte ich dies wissen können, so ganz ohne Vergleich?
Inzwischen habe ich hier [Anmerkung: Im JOYclub] so wunderbare Erfahrungen gemacht und sogar echte Freunde gefunden. Dabei entdecke ich mich selbst immer wieder vollkommen neu.
Meine Umgebung hat sich sehr gewundert über mein neu erwachtes Selbstbewusstsein. Ich hatte mit meiner Lust auch mein Strahlen wiedergefunden. Ein sehr lieber Freund unserer Familie sagte einmal: „Du siehst so glücklich aus. Egal, was Du machst, mach bitte weiter damit!“.
Seit ich mich selbst auf den Weg gemacht habe zu mir, komme ich mit vielen Menschen in’s Gespräch über Sexualität, über Liebe und Beziehungen. Es ist schöner, als ich es je für möglich gehalten habe: Wenn ich mich selbst öffne, dann öffnen sich mir auch andere Menschen.
Heute, mit 60, fühle ich mich in meinem Körper wohler als je zuvor. Ich habe Erfahrungen gemacht, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie mir zu erfahren möglich sind. Ich bereue keine einzige von ihnen. An nicht weniges davon denke ich heute mit einem un-verschämten Schmunzeln zurück.
Ich danke Dir dafür, dass Du hier so wunderbare Aufklärungsarbeit leistest!
Herzlichen Dank und herzliche Grüße!
Maria*, 60, Berlin [* Name geändert]
ps: Du darfst diese Geschichte gerne mit Anderen teilen. Vielleicht hilft sie ja der Einen oder dem Anderen dabei, sich ein paar Körnchen Sand aus den Augen (oder Staub von woanders 😀 ) zu reiben. 😉
Hat auch dich Marias Geschichte berührt?
Hinterlasse mir gerne einen Kommentar!
Lies hier weiter:
Die 5 Stufen unserer sexuellen Reifung
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