Die Sehnsucht nach dem dominanten Mann
Die neue Lust auf männliche Souveränität und Dominanz
In meine Praxis kommen Menschen, die wünschen, ihre Partnerschaft und/oder ihre Sexualität qualitativ auf ein neues Level zu bringen. Vor wenigen Jahren noch waren es weit überwiegend Frauen, die sich in ihrem Wunsch nach innerer und/oder äußerer Entwicklung an mich wandten. Allerdings haben die Männer inzwischen stark nachgezogen. Inzwischen liegt das Zahlenverhältnis meiner weiblichen zu meinen männlichen Klienten tatsächlich nahezu 1:1…
Eines der Themen, das in den Gesprächen mit meinen Klient:innen interessanterweise immer mal wieder zumindest am Rande zur Sprache kommt, ist das Thema „Männlichkeit“, insbesondere in Verbindung mit den Begriffen „Souveränität“ und „Dominanz“… Männer wie Frauen übrigens sprechen dieses Thema an… Männer fragen mich, was sie tun können, um mehr von diesen Eigenschaften auszustrahlen… Frauen vertrauen mir an, dass sie ihre Männer auf erotischer Ebene von Jahr zu Jahr langweiliger finden, weil ihnen genau diese Eigenschaft an ihnen immer unignorierbarer fehlt – nicht selten verbunden mit einer gewissen inneren Zerrissenheit zu diesem Thema, weil sie sich selbst doch eigentlich als emanzipierte, vielleicht sogar progressiv feministisch denkende Frauen sehen…
Was ist da los…? Hat der Feminismus am Ende doch versagt…?!
Ein paar einleitende Worte…
Wer mich ein wenig kennt, weiß, dass ich unverhohlen auf Kriegsfuß stehe mit unserem üblichen Verständnis von „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“… Genauer gesagt halte ich unser Verständnis von „typisch weiblich“ und „typisch männlich“ für eine zwar leicht nachvollziehbare, aber doch folgenschwere Verwechslung mit einem mindestens ebenso bedeutsamen, aber doch völlig anderen Aspekt unseres Menschseins…
Den Hintergrund und die Auswirkungen dieser unbedachten Verwechslung beleuchte ich ausführlich in diesem kleinen Essay: Der Tanz von Yang und Yin
The world turned upside down…
Der Feminismus trat an als eine politische Bewegung und hatte auch in unserer Kultur über Jahrzehnte mit heftigen Widerständen zu kämpfen. Sein primäres Ziel war und ist die Beseitigung struktureller rechtlicher und sozialer Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen in unserem Land und der Welt.
In unserem Land sind wir weit gekommen. Frauen besetzen hier bei uns inzwischen mit gewisser Selbstverständlichkeit Spitzenpositionen in Politik und Wirtschaft. Manche anderen Länder haben hier noch mehr als erheblichen Nachholbedarf. Andere (beispielsweise Island, Finland, Norwegen, Neuseeland, Schweden, Ruanda, Nicaragua, Namibia oder Irland…) sind uns in dieser gesunden und dringend notwendigen Entwicklung bereits einen, zwei oder vielleicht auch viereinhalb Schritte voraus. Dieser Teil des Feminismus hat unserer Kulur große und wichtige Dienste geleistet. Ohne die Frauen (und Männer) dieser Bewegung wären viele weitere positive Entwicklungen nicht möglich gewesen.
Allerdings hatte der Feminismus (und hat zum Teil noch) auch ein anderes Gesicht. Dieser Feminismus kämpfte nicht vorrangig politisch für die Verwirklichung einer auf humanistischen Idealen beruhenden Weltordnung und für die Beseitigung von Unrecht und Leid in dieser Welt. Dieser Feminismus kämpfte aus persönlichen Motiven. Dieser Feminismus hatte eine Rechnung offen. Mit Männern. Und rechnete dafür mit allem ab, was männlich war.
Männlichkeit, dereinst ein Ehrenmerkmal würdiger Könige, Krieger und Väter, wurde im Laufe der vergangenen Jahrzehnte schleichend zu einem Sinnbild für dumpfe Brutalität, für Unterdrückung, Ausbeutung, emotionale Unreife und Verantwortungslosigkeit…
In der Tat waren es insbesondere Männer, die jahrhundertelang Leid und Zerstörung über diesen Planeten gebracht hatten… Allerdings argumentiere ich, dass nicht das Vorhandensein ihres Y-Chromosoms der Grund dafür ist, dass sie diese Dinge taten, sondern die Tatsache, dass sie einer bestimmten Art des Denkens anhingen… Dies ist nicht zuletzt darum bedeutsam, weil im Zuge des Feminismus in der Tat zwar immer mehr Frauen Entscheidungspositionen einnehmen, viele dieser Frauen indes dieselben toxischen Denkmuster verinnerlicht haben wie die Männer vor ihnen… Welche Gefahren diese Entwicklung mit sich bringt, betrachte ich ebenfalls in Der Tanz von Yang und Yin.
Das Zerrbild kategorisch toxischer Männlichkeit, wie ich es zuvor beschrieben habe, beginnt mittlerweile langsam zu bröckeln. Ich selbst kenne ganz persönlich viele heterosexuelle Liebesbeziehungen, in denen es der Mann ist, der das Thema Gefühle immer wieder auf den Tisch bringt – und die Frau es ist, die diesem Thema mit allen Mitteln auszuweichen versucht… Es hat sich viel getan in unserem Miteinander in den vergangenen Jahren… Vielleicht kann uns das dabei helfen, genauer hinzuschauen…
Doch Generationen von Männern und Frauen wurde in der Entwicklung ihrer geschlechtlichen Identität und ebenso ihren Vorstellungen und Überzeugungen im Umgang mit Liebe und Partnerschaft von diesem Bild des sozial und emotional fundamental ebenso inkompetenten wie desinteressierten Mannes geprägt…
Mädchen lernten, dass sie einem Mann niemals wirklich vertrauen können. Mütter erzogen ihre Töchter dazu, auf eigenen Füßen zu stehen und die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Mütter ermutigten ihre Töchter, erfolgreich zu sein, Unternehmen, Staaten und Familien zu leiten. Mütter ermahnten ihre Töchter, immer stark, immer souverän und straight zu sein.
Jungen dagegen lernten, ihre Aggressionen zu kontrollieren und zu unterdrücken. Jungen lernten, dass ihr starker Wille und ihre Entschlossenheit immer wieder von der Macht der weiblichen Mutter gebrochen wurde. Da die überwiegende Mehrheit der Väter dieser Generation nur schattenhafte Arbeitsdrohnen waren, die in familiären Dingen wenig zu sagen hatten, konnten diese ihren Söhnen kein Vorbild dafür sein, was es heißt, als Mann aufrecht zu sich selbst und seiner Wahrheit zu stehen. Die Jungen lernten, sich zu fügen, aus Angst vor dem Verlust der Liebe ihrer Mutter. Die einen lernten, alle Gefühle zu unterdrücken, die anderen erfuhren sich selbst in ihrem Wert als abhängig von den jeweiligen Stimmungen und Reaktionen ihrer Mütter…
Seltsam, denke ich… Ist das nicht genau die Art und Weise, in der in den Jahrzehnten und Jahrhunderten zuvor in unserer Kultur alles Weibliche unterdrückt wurde, die wir nun unseren Jungen angedeihen lassen…? Ein bisschen scheint es mir so, als wären zwar die Opfer der Unterdrückung ausgetauscht worden, die Unterdrückung selbst aber weiterhin unangefochten am Steuer…
Der dunkle Feminismus hat ganze Arbeit geleistet. Die Mehrheit der Männer in unserem Lande sind heute zahme Schoßtierchen, die niemandem ernsthaft Angst machen können… Manche versuchen, ihre innere Unsicherheit hinter aggressivem Verhalten, hinter provokanten Outfits oder Statussymbolen zu verstecken… Bei näherem Hinsehen entpuppen sich derartige Blendmanöver allerdings allzumeist schnell als überaus fadenscheinig…
Dummerweise (und nicht zuletzt zum Leidwesen vieler Frauen) sind derart kastrierte Schoßtierchen in erotischer Hinsicht auf Dauer meist nicht besonders anziehend.
Tja…
Der kastrierte Mann
Es ist ein trauriges Dilemma, in das viele Frauen hierzulande geraten. Einerseits ist da diese leise Stimme, die es irgendwie gut und sogar sexy findet, wenn ein Mann selbstsicher seine Standpunkte vertritt und auch mal eine klare Richtung vorgibt. Andererseits ist da nicht selten aber eben auch eine ganz andere Stimme…
Diese andere Stimme spricht von vergangenen Erfahrungen der Unterdrückung oder der Gewalt durch Männer… Diese Stimme spricht von eigenen Erfahrungen und, zwischen den Zeilen, auch von den Erfahrungen von Mama, von Großmama oder gar von den jahrhundertelangen Erfahrungen der unterdrückten Frauen weltweit. Diese andere Stimme kennt nur ein gezähmtes oder ein gefährliches Bild von Männlichkeit, eines, das streng erzogen und sowohl zum eigenen Schutz als auch zum Schutz der ganzen Welt dauerhaft überwacht und kontrolliert werden muss…
Und so stehen sich in diesen Tagen im Unterbewusstsein vieler Frauen diese beiden Stimmen gegenüber und ringen um die Oberhand…
Unter uns, meine Damen: Einen Mann zu kastrieren, dessen Urerfahrung mit dem Weiblichen die der unanfechtbaren Unterlegenheit gegenüber einer unbezwingbaren Übermacht war, ist, bei allem Respekt, keine besonders anspruchsvolle oder sportliche Übung. Entziehe ihm deine Aufmerksamkeit, entziehe ihm deinen Respekt und, falls ihr ein monogames Commitment habt, entziehe ihm den Sex mit dir. Sein Selbstwertgefühl wird vor deinen Augen vertrocknen und zwischen deinen Fingern zu Staub zerbröseln… Willst du konkretere Tipps hierfür, wirf gerne einen Blick in das Kabinett der Grausamkeiten!
Aber mal im Ernst: Willst du das, was dabei zwangsläufig herauskommen wird, wirklich…?
Parallel erleben viele Männer unter uns in ihren Liebesbeziehungen eine ganz ähnliche Form von Zerrissenheit…
Sie möchten gerne in ihre ganze Kraft gehen. Sie spüren eine innere Lust darauf, sich selbst als unbeirrbar, unbezwingbar und unumschupsbar zu erfahren… Sie haben eine tiefe Lust auf den König in sich, den Krieger in sich, das Tier in sich… Sie haben Lust darauf, Verantwortung zu übernehmen, souverän ihre Standpunkte zu vertreten und auch mal eine klare Richtung vorzugeben… Allein: Sie wissen nicht, wie…! Sie hatten selbst vielleicht einen schwachen oder einen despotischen Vater, und auch um sie herum gab es vielleicht keine bis maximal kaum männliche Vorbilder für souveräne Gradlinigkeit, für Präsenz und natürliche Dominanz…
Die Männer spüren den Krieger, den König und das Tier in sich… Aber sie vertrauen ihnen nicht. Sie spüren in sich eine unbändige Kraft, Lebendigkeit und Lebenslust… Aber sie haben Angst vor diesen Energien in sich… So wie ihre Frauen auch… Da sie nun aus Kindertagen allzumeist viel Übung darin haben, sich dem Willen emotional bedeutsamer Frauen zu beugen, fesseln unzählige Männer es auch heute als Erwachsene ihren Selbstwert und ihre eigene Lebendigkeit an das emotionalen Auf und Ab ihrer aktuellen Beziehungsparnerin…
Zwei schlechte Nachrichten:
Erstens: Es seid ihr Frauen selbst, die eure eigenen Männer kastrieren. Die ihren Selbstwert als Mann oder Vater untergraben und mit dunklen Methoden emotionale Kontrolle über ihn zu erlangen suchen. Dass dabei nur ein jämmerliches Abziehbild von Mann übrigbleiben kann, dürfte euch eigentlich nach zwei Sekunden Nachdenken klar werden. Also bitte: Hört auf zu jammern…!
Zweitens: Es seid ihr Männer selbst, die ihr euch kastrieren lasst. Die ihr verlernt habt, wie es geht, mit Selbstverständlichkeit einzutreten dafür, was in euren Augen richtig, wahr und wichtig ist. Ihr selbst seid es, die ihr euch scheut davor, euer ganzes Licht scheinen zu lassen, eure Klarheit und Verwurzelung, eure Liebe und Güte, eure Aufrichtigkeit und Präsenz… Also bitte: Hört auf zu jammern…!
Männliche Dominanz stärken
Kommt in meiner Praxis von Seiten einer Frau der Wunsch nach mehr Präsenz und Dominanz bei ihrem Liebespartner zur Sprache, so habe ich zumeist eine etwas ernüchternde Antwort für sie:
Es gibt keinen Weg, wie du als Frau die wilde männliche Kraft in deinem Mann erwecken kannst. Du kannst manches dafür tun, dieses Feuer am Brennen zu halten, aber du kannst nichts dafür tun, dass es entfacht… Das nämlich liegt einzig und allein in seinen Händen…
Das bedeutet nicht, dass der zahnlose Tiger, als den du deinen Mann möglicherweise gerade siehst, für immer ein zahnloser Tiger bleiben wird. Es bedeutet nicht, dass du gar nichts tun könntest. Das bedeutet nur, dass der Wille zu präsenter Intergrität, zu Entschlossenheit und Dominanz in deinem Partner aus sich selbst heraus heranwachsen muss.
Die Sache ist doch die: Wenn dein Liebespartner dir zu Liebe (anstatt sich selbst und seinem Weg zu Liebe) damit beginnt, dir gegenüber etwas entschlossener, frecher oder forscher aufzutreten, dann wirst du zwar durchaus bemerken, dass er etwas anders macht. Du wirst sehen, dass er sich bemüht. Aber du wirst doch im Leisen wissen und spüren, dass das, was du da jetzt gerade erlebst, eben nicht wirklich aus seinem wahren Inneren kommt und daher keine echte Entschlossenheit und Kraft enthält. Darum wirst du dich ihm in dieser Rolle (!) nicht wirklich voll und ganz anvertrauen können. Und so lange du ihm und seiner Präsenz eben nicht voll und ganz vertraust, wirst du dich ihm niemals ganz und gar hingeben. So ist es doch leider… Oder nicht…?
Der Wille zu Entschlossenheit und die Lust auf Dominanz haben meiner Auffassung nach nicht besonders viel mit dem Geschlecht zu tun, sondern eher mit der Frage, welche Hirnhemisphäre dieser Mensch grundsätzlich bzw. aktuell gerade vorrangig benutzt… Dieser Wille und diese Lust müssen also in dir selbst wachsen, Mann…
Wir Mensch erwerben neue Fähigkeiten, Grundhaltungen oder Herangehensweisen insbesondere auf zwei Wegen: durch eigene emotional bedeutsame Erfahrungen sowie durch Vorbild und Nachahmung… Auch in diesem Prozess braucht es positive männliche Vorbilder für Klarheit, Entschlossenheit und Dominanz. Halte daher die Augen bewusst offen und suche in deinem Leben nach derartigen Vorbildern… In deinem persönlichen Umfeld, im Feld öffentlicher Persönlichkeiten oder aus dem weiten Fundus der fiktiven Gestalten aus den Geschichten der Welt…
Machen wir uns keine Illusionen: Diese Art von selbst-bewusstem und sich in selbst vertrauendem Mann ist in unserer Kultur bislang leider alles andere als die Regel… Aber vertraue mir, es gibt sie… Finde du selbst dir solche lebendigen Vorbilder und umgib dich mit ihnen…! Sie werden dir helfen, deine ganz eigene und persönliche Art von Klarheit, Entschlossenheit und Dominanz mutig und präsent in die Welt zu bringen.
Komme dir selbst auf die Spur! Erkenne, wo dein Handeln im Kern nicht deiner ur-eigenen Vision von dem, was richtig und wichtig ist, folgt, sondern (bei Lichte betrachtet) lediglich deinem Wunsch nach wahlweise weiblicher oder gesellschaftlicher Zuneigung oder Beachtung entspringt…
Unsere Aufmerksamkeit spielt, was viele von uns leicht übersehen, eine größere Rolle für unsere Entwicklung als unsere Willenskraft. Du musst diese unbewussten Reiz-Reaktions-Muster deiner Kindertage daher gar nicht verändern wollen. Meiner Erfahrung nach passiert das nach und nach ganz von alleine, wenn du dir diese erst konsequent bewusst machst… Auf Basis dieser Selbsterkenntnis wirst du in Zukunft irgendwann möglicherweise oder vielleicht sogar höchstwahrscheinlich andere Entscheidungen treffen als bislang…
Du, Frau, dagegen kannst zwar den inneren Prozess deines Mannes nicht voran treiben (Das würde ja wiederum heißen, dass du in seine Autonomie eingreifst, weil er es selbst und allein ganz offensichtlich noch nicht gut genug kann!), aber du kannst deinem Mann in diesem Prozess dennoch große Dienste leisten. Indem: Du seiner Klarheit, Entschlossenheit und Dominanz ganz bewusst Raum gibst…!
Du sollst gar nicht die Verantwortung abgeben für dein Leben oder deine Entscheidungen… Ganz sicher sollst du das nicht, denn niemand sonst kann diese Verantwortung für dich oder dein Leben übernehmen… Vielleicht aber übergibst du ja irgendwann demnächst mal ganz bewusst die Verantwortung für einen Abend, für ein Wochenende oder eine andere Aktivität ganz ausdrücklich an deinen Mann… Und dann lass dich überraschen, wie er diese Erfahrung gestalten wird und was daraus entsteht…
Lade ihn auch beim Sex immer mal wieder ganz bewusst dazu ein, die Führung zu übernehmen und darüber zu entscheiden, was zwischen euch als nächstes geschieht… Wenn du selbst gerne möchtest, dass er hier oder dort ein kleines bisschen dominanter ist, gib du ihm die Chance, seine eigene Dominanz dir gegenüber als eine lustvolle Erfahrung zu erleben…
Davon ab: Komm auch du dir selbst und deinen heimlichen und unbewussten Verhaltens- oder Kommunikationsmustern auf die Schliche. Auch du musst überhaupt nichts ändern wollen. Vertrau‘ mir: Das Ändern kommt danach von ganz allein. Werde dir selbst und deiner Inkonsistenzen, Doppledeutigkeiten oder Manipulationsstrategien einfach nur gewahr… Bemerke sie… Und erkenne, was du tust, wenn du es tust. Achte auf deine eigenen Intentionen dahinter und wirf außerdem einen ungeschminkten Blick auf die tatsächlichen Konsequenzen deines Tuns… Es wird nicht lang dauern, und du wirst feststellen, dass dort, wo du bisang automatisch gehandelt hast, plötzlich Raum für eine Entscheidung ist.
Nimm dich selbst und deine Sehnsucht ernst
Diese Botschaft gilt für euch Männer und euch Frauen (und auch alle,die sich irgendwo dazwischen definieren) gleichermaßen…
Eine Sehnsucht, die erst einmal geweckt ist, lässt sich niemals wieder einschläfern. Das kann die Sehnsucht nach emotionaler Tiefe sein oder die Sehnsucht nach erfüllender Sexualität. Es kann der Wunsch nach Nähe und Vertrautheit sein oder eben auch die Lust auf eine ganz bestimmte Art von Dominanz oder Hingabe in diesem Spiel…
Wenn du, Mann, in dir die Sehnsuch spürst, dich als Mann geehrt und begehrt zu werden (unabhängig davon, ob wir hier von männlicher Dominanz sprechen oder von männlicher Hingabe), dann wird alles, was in dir Mann ist, die Augen offen halten nach einer Partnerin, in deren Gegenwart du die Gunst dieser Erfahrung erfahren kannst…
Wenn du den Eindruck hast, dass die Frau, die du die Deine nennst, dich oder deine Männlichkeit nicht ehrt und begehrt, dann findest du vielleicht eine Zeit lang Linderung in einer Affaire, im Suff oder medialer Zerstreuung. Irgendwann jedoch steigst du aus der Beziehung mit der Frau, von der du dich nicht gesehen und nicht gewollt fühlst, aus – sei dies nun „offiziell“ oder „nur“ emotional.
Wenn du, Frau, dich nach einem Mann sehnst, der aufrecht und standhaft vor dir steht wie ein Fels, der deine emotionalen Stürme oder Sümpfe ohne jede Furcht durchquert, der dich als Frau durchdringt und dich nimmt wie ein Gott eine Göttin nimmt und mit seinem Licht erfüllt, dann … werden deine Sinne beständig und aufmerksam deine Umgebung scannen, ob da nicht doch unerwartet jemand auftauchen könnte, der im Stande wäre, genau diese Lust zu bedienen…
Es ist wichtig, dies von vornherein vollkommen klar zu haben: Eine Sehnsucht, die einmal geweckt wurde, legt sich niemals wieder schlafen… Und auch nicht bzw. schon gar nicht durch äußeren Druck. Der nämlich kann sie zwar potenziell konsequent aus dem sichtbaren Blickfeld verbannen, keinesfalls jedoch zur Untätigkeit…
Habe Geduld… Und halte das Thema wach…!
Die weit überwiegende Mehrheit aller partnerschaftlichen Entwicklungsprozesse wird durch die Initiative eines der beiden Partner in Bewegung gebracht. Der andere ist aufgefordert, mitzuhalten, obwohl ihm oder ihr in dem aktuellen Prozess möglicherweise ganz und gar nicht behaglich zu Mute ist.
Das bedeutet, dass du, wenn du dir die Veränderung wünscht, nicht nur die Zügel in die Hand nehmen musst, sondern sie dort auch noch eine ganze Weile zu halten hast. Dein Partner oder deine Partnerin dagegen „muss“ vielleicht noch vom emotionalen Nutzen dieser Entwicklung überzeugt werden. Darum ist es hilfreich und wichtig, über eure Wünsche oder Bedenken offen und einander zugewandt im Gespräch zu sein.
Gerade in einem Beispiel wie diesem, in dem latent unser Grundverständnis von „Mann-Sein“ und „Frau-Sein“ in Frage steht, braucht es Zeit und eine Reihe von positiven Erlebnissen, damit die neue Erfahrungsqualität sich durch Wiederholung zu einer neuen Gewohnheit festigen kann. Immer wieder ist es die Aufgabe desjenigen, der die Veränderung will, für diesen Wunsch aktiv und liebevoll einzutreten und den anderen in diesen Prozess einzuladen. Es tut mir Leid: Ich habe die Regeln nicht gemacht.
Es braucht also immer wieder Entschlossenheit und Geduld… Aber Vorsicht…! Es gibt nicht wenige Menschen, die gelernt haben, in emotional aufwühlenden Situationen auf Zeit zu spielen… Statt „Ich möchte das nicht…!“ oder „Ich weiß nicht, wie…!“ sagen sie: „Bitte hab mit mir Geduld…!“, „Ich bin in sowas nicht so schnell…!“ und „Ich brauche einfach noch ein bisschen Zeit…!“. Nur, dass danach dann halt irgendwie nichts passiert…
Diese Form von passivem Widerstand ist weit verbreitet. Sie wird vor allem von eher konfliktscheuen und selbstunsicheren Menschen angewandt. Die Strategie fußt verständlicherweise auf möglichst unklaren Absprachen. Diese Menschen versuchen daher, jede Form von belastbarer Vereinbarung tunlichst zu sabotieren. Stattdessen kommen schlichtende Angebote wie „Ok, ich fühl da mal für mich rein…!“, „Ich werde mal ein paar Nächte darüber schlafen…!“ oder „Ich nehme das mal mit zu meinem Coach…!“
Wenn du erkennst, dass die Worte deines Liebespartners nur leere Hülsen sind, dann mache ihm oder ihr gegenüber genau das transparent. Zeigt sich daraufhin keine Einsicht, sondern potenziell sogar wütende Abwehr, ist vielleicht die Frage angeraten, ob das, was du dir wünscht, mit diesem Partner oder dieser Partnerin grundsätzlich überhaupt zu haben ist.
Falls nicht, muss das übrigens nicht das Ende eurer Liebe oder eurer Partnerschaft sein. Es stellt sich lediglich die Frage, wie es dir dann im Rahmen oder jenseits dieser Liebesbeziehung möglich ist, das zu finden und zu leben, wonach du dich sehnst.
Nicht selten führt dieser Prozess zu einer nachhaltigen Feuerprobe für die Partnerschaft. Spätestens jetzt ist es hilfreich, sich professionellen Support zu holen…
Insbesondere, wenn Ängste, Groll oder Scham im Spiel sind, kann eine dritte Person als Zeuge und Begleiter helfen, das Gespräch über Gefühle und Sehnsüchte miteinander aufrichtig, mitfühlend und wohlwollend zu führen…
Nachhilfe in Sachen „natürliche Dominanz“
Wenn jemand in meiner Praxis einen so prinzipiellen Wunsch äußert (mehr „Liebe“, mehr „Wertschätzung“, mehr „Leidenschaft“, mehr „Tiefe“, mehr „Hingabe“, mehr „Dominanz“…), frage ich gerne etwas genauer nach. Ich frage: „Was genau bedeutet „…“…?“ oder „Woran merkst du, dass „…“…?“
Ich gebe hier – nicht wörtlich, aber sinngemäß – dreizehn ganz typische Beispiele wieder , was mir verschiedene Frauen (und ein Mann) in meiner Praxis auf die Frage antworteten, durch welches konkrete Verhalten genau in ihren Augen diese „natürliche Dominanz“ zum Ausdruck kommt:
„Wenn er mich mit dem Rücken an die Wand drückt und mir mit diesem bedingungslos selbstsicheren Lächeln sekundenlang in die Augen schaut, bevor er mich endlich küsst…!“
„Wenn er für mich kocht, und alles ist perfekt organisiert…!“
„Wenn er mir die Tür aufhält und mir aus dem Mantel hilft…!“
„Wenn er auch dann noch liebevoll und klar sein kann, wenn ich mal wieder meine fünf Minuten habe…!“
„Wenn er meinen Kopf an meinen Haaren sanft, aber unbeirrbar in den Nacken zieht und mir ins Ohr flüstert: Ich will dich, Baby…!“
„Wenn er mich für ein Wochenende ausführt, ohne dass ich weiß, wohin…!“
„Wenn er mir seinen eigenen Schmerz und seine Verletzlichkeit zeigt, ohne dabei ins Leiden zu verfallen…!“
„Wenn er unsere gemeinsame Rechnung bezahlt…!“
„Wenn er mit mir schläft und plötzlich diesen wilden Blick bekommt…!“
„Wenn er mir vor dem Ausgehen klar sagt, welches Kleid und welchen Lippenstift ich tragen soll…!“
„Wenn er mir mit einem Blick zu verstehen gibt, dass er Lust hat auf meinen Körper und auf mich…!“
„Wenn er mir in aller Öffentlichkeit und trotzdem unsichtbar für Dritte an den Hintern fasst…!“
„Wenn er unseren Kindern total präsent Halt und Trost und Führung gibt…!“
Ich will ja nicht mit Ina Deter kommen, aber…
Die vorausgegangene Liste ließe sich fortsetzen… Sie zeichnet aber so bereits ein relativ klares Bild…
Die Art von „männlicher Dominanz“, die viele Frauen sich wünschen, hat meiner Auffassung nach nichts zu tun mit aufgeblasenem Machotum, nichts mit „Sugardaddy“ oder „bad guy“. Was ich stattdessen sehe, ist der Wunsch nach einem Mann, der sich selbst und seine Gefühle gut kennt… Der seine eigene Verletzlichkeit angenommen und nicht mehr von ihr kontrolliert wird… Der das Tier, das Kind und den König in sich integriert hat und ihnen allen ein Freund ist… Der Verantwortung übernimmt für sein Tun und seine Beziehungen… Der Standpunkt bezieht, statt Meinungen zu vertreten, wissend, dass er, wie alle, nur eine Perspektive hat und niemals Anspruch auf die Wahrheit…
Das ist in meinen Augen interessanterweise genau die Art von Mann und Männlichkeit, die die Welt, in der wir gerade stecken, ziemlich gut gebrauchen kann. Es gibt bereits solche Männer. Ohne Frage. Aber es gibt bislang noch nicht besonders viele. Nicht zuletzt zum Leidwesen vieler heterosexueller Frauen in unserer Kultur…
Dominanz an sich ist weder gut noch schlecht… Dominanz kann als Tyrannei auftreten oder als integere Führung… Leider aber tritt dominantes Verhalten bislang in unserer Kultur eher unterdrückend auf als integer führend… Und zwar ebenso bei den Männern wie auch bei den Frauen unserer Kultur…
Nachdem der Feminismus (aus der Not geboren…!) viele Jahre lang Frauen darin bestärkt und unterstützt hat, sich einander zu öffnen und zu zeigen, sich zusammenzuschließen und für die Wahrheit ihres Herzens einzutreten, ziehen nun so langsam auch die Männer nach…
Diese Art von positiver männlicher Souveränität und Dominanz, wie sie sich viele Frauen wie Männer wünschen, ist meines Erachtens längst im Entstehen… Immer mehr Männer (wie Frauen…) erkennen, dass Partnerschaft und Selbstbestimmtheit keinen Widerspruch darstellen… Dass Mitgefühl, Wohlwollen und eine grundsätzlich unterschiedliche Perspektive sich nicht ausschließen… Dass ihre emotionalen Wunden allzumeist zwar anders, aber doch ebenso schmerzhaft, ebenso liebens- und ebenso heilenswert sind wie die der Frauen in ihrem Leben…
Diese Männer haben damit begonnen, ihren Referenzpunkt nach innen zu verlegen. Dies gibt ihnen auch nach außen hin eine neue Klarheit und Geradlinigkeit… Diese Männer (und viele Frauen durchschreiten jetzt gerade einen sehr vergleichbaren Prozess…) handeln nicht mehr, um anderen Menschen zu gefallen, sondern um in Abetracht der Situation und ihrer Möglichkeiten die beste Version dessen zu sein, wofür sie hier auf diese Welt gekommen sind…
Die Art von Präsenz, Entschlossenheit und Souveränität, die aus einem solchen Fundament aus echter Intergität erwachsen, haben nicht selten einen beeindruckenden Effekt auf Menschen des anderen (oder aus desselben) Geschlechts – nicht nur, aber auch nicht zuletzt auf der erotischen Ebene…
Das ist es, worum es in dem, was mir gegenüber in meiner Praxis immer wieder als „natürliche Dominanz“ beschrieben wird, in meinen Augen wirklich geht: Um Selbsterkenntnis, Selbstannahme und ganz zentral um Integrität… Es geht nicht darum, sich aufzubauen wie ein Gorilla oder in strengem Tonfall Befehle zu bellen… Wer über eine tiefe Integrität verfügt, beeindruckt die Menschen im ihn oder sie herum alleine aus dieser heraus oftmals dermaßen, dass ein leise gesprochenes „Jetzt tu‘ dies…!“ fesselnder wirkt als alle Seile dieses Planeten zusammen…
Das feste und unmissverständliche „Ja.“ zu uns selbst, aus dem das Fundament dieser Integrität besteht, lässt sich nicht erzwingen – und zwar weder von anderen Menschen noch von uns selbst… Im Gegenteil: Dieses tiefe und unbeirrte „Ja.“ zu uns selbst entdecken wir erst dann, wenn wir lernen, nach innen zu schauen, ohne zu wollen… In dem wir uns damit konfrontieren, wer oder was wir sind – und wer oder was wir schlicht und einfach nicht nicht sein können… Indem wir so lange nach innen schauen (hier kann eine Therapeutin oder ein Coach sehr hilfreich sein), bis wir erkennen, dass im Kern all dessen, was wir sind, ohnehin nichts als Liebe steckt…
Mein fester Eindruck ist, dass gerade in diesen Jahren immer mehr Menschen, Männer wie Frauen, damit beginnen, diese Art von tiefem, unerschütterlichem „Ja.“ zu sich selbst zu entdecken, es zu erforschen, zu nähren und zu pflegen…
Natürliche Souveränität und Dominanz sind meiner breiten Erfahrung nach überaus willkommene Nebenwirkungen eben dieser inneren Wachtums- und Reifungsprozesse, in dem wir uns unserer eingeprägten Interpretations- oder Verhaltensmuster zunächst bewusst werden und uns dadurch nach und nach, Schritt für Schritt, von ihnen lösen…
Wer diese Form von natürlicher Souveränität und Dominanz einmal kennenlernen durfte, für die oder den ist alles andere fortan nichts als Showperformance…
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3 Antworten
Jede Frau spielt einen richtigen Mann gegen die Wand, daher ist es für Männer ratsam seinen eigenen Weg zu gehen und durch seine männliche Energie, die Weibliche aufzunehmen, für die ersten Wochen bis deren Programm losgeht und dann geht der Mann und kickt diese toxische Frau aus seinem Leben.
Das tut er ohne schlechtes Gewissen, den Schuld für diesen Zustand tragen die Frauen und Verantwortung übernimmt der heutige Mann auch nicht mehr für diese Frauen bis diese wieder zu Frauen geworden sind, vielleicht aber nur.
Das System ist weiblich, daher gleicher Grundsatz.
Für einen Mann die besten Zeiten.
Sehr guter Artikel!
Sehr interessantes Blog Eintrag, hat mir sehr gefallen..
Der Kampf um Gleichberechtigung der Frauen. Politisch, Sozial, Familie usw. Die Schlacht ist eröffnet …..auf Sie mit Gebrüll. In der Beziehung, die Frauen machen aus ihren Männern -Frauen ( kastrieren). Die Männer machen aus ihren Frauen- Männer!
Hat jeder sein Werk dann vollbracht. Ist die Beziehung danach am Ende.
Warum kann einfach nicht jedes Geschlecht sein was es ist?
Es ist, was es ist und fertig.
Danke Volker für deinen Beitrag
Gruß Michael