Liebe, Lust, Verletzlichkeit

woman eye

Einige von euch haben es bereits mitbekommen: Seit Ende 2021 habe ich die große Freude und Ehre, im JOYclub als fester Bestandteil des dortigen Sex-Education-Teams wirken zu dürfen. Im Rahmen dieser Funktion hielt ich dort im Januar 2022 den Live-Talk: „VULNER!ABILITY – Liebe, Lust, Verletzlichkeit“. In diesem steige ich tief ein in unser evolutionäres Erbe als sozial verbundene Gemeinschaftswesen und darauf aufbauend in das, was – in geradezu groteskem Kontrast dazu – unzählige der heute erwachsenen Menschen in unserer Kultur in ihrer Kindheit an prägenden Erfahrungen zu verarbeiten hatten – und seither für den Rest ihres Lebens in sich tragen.

Neues Salz in alten Wunden

top view photography of broken ceramic plate

In unseren Konflikten geht es nur selten allein um das, worüber wir uns offensichtlich streiten…

Wir nehmen es zähneknirschend als Selbstverständlichkeit hin: Wenn Liebespaare miteinander streiten, dann geht es gerne mal hoch her. Als läge da ein Fluch auf der Liebe, der lautet: „Je tiefer du dich einlässt, desto tiefer wirst du verletzt!“ Ich glaube, wir verstehen hier ein paar Dinge und Zusammenhänge ganz gewaltig mis…

In der Tat sind wir wohl durch kaum einen anderen Menschen so leicht und so tief verletzbar wie durch unsere Liebespartner (m|w|d). Ja, es stimmt: Die Liebe tut oft auch weh. Möglicherweise aber, so argumentiere ich in diesem Text, ist dieser Umstand nicht nur gar nicht zwingend eine schlechte Nachricht. Möglicherweise steckt darin sogar eine geradezu unfassbare Chance.

Beziehung oder Partnerschaft?

photography of man and woman resting

Schön, ihr seid jetzt zusammen! Aber was heißt das?
„Wir sind jetzt fest zusammen!“, jubelt die Stimme am Telefon. „Es ist so schön!“ Diese Freude ist so echt und kommt von so tief drinnen, dass ich gar nicht anders kann, als mich mitzufreuen. „Oh, wie schön!“, stimme ich in den Jubel ein. „Was für eine Art von Beziehung habt ihr miteinander?“ Am anderen Ende des Telefons irritiertes Schweigen. Dann, zögerlich: „Naja, wir sind jetzt zusammen!“ „Cool!“, antworte ich lächelnd. „Was für eine Beziehung habt ihr denn miteinander?“ Wieder Schweigen. Dann: „Häh…?! Wie, was für eine…?!“

Ich darf an dieser Stelle zugeben, dass ich nicht nur bei meinen Klient*innen, sondern auch privat hier und dort den Ruf habe, an seltsamen Stellen unerwartete Fragen zu stellen. Nicht jedes Mal leider zur reinen Freude meiner Gesprächspartner.

Manchmal jedoch bekomme ich die Chance, meine vermeintlich schrägen Fragen zu erklären. Manchmal klingt die Frage danach dann irgendwie gar nicht mehr ganz so dumm…

Liebe auf Augenhöhe: 7 Entscheidungen für eine neue Dimension von Partnerschaft

woman in white long sleeve shirt covering her face

In dieser Woche titelte die ZEIT (Nr 24 vom 08. Juni 2017) mit einer erstaunlich emotionalen Fragestellung. „Was ist Liebe auf Augenhöhe?“, fragte sie bedeutungsschwer. Wow; dachte ich. Ich halte diese Frage in der Tat nicht nur für intellektuell interessant und herausfordernd, sondern darüber hinaus für hochgradig richtungsweisend und bedeutsam.

Die Welt hat zwar bedeutend größere und dringendere Probleme als unser partnerschaftliches oder erotisches Miteinander, aber wenn wir es wirklich schaffen wollen, miteinander eine Weltkultur des Friedens, des Mitgefühls und der Kooperation zu manifestieren, dann begnnt dieser Weg in unseren kleinsten Einheiten des Miteinanders:

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