Die Feuerprobe

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Wenn die Harmonie zerbricht
Es war so schön mit dir. Ich war so glücklich. Alles war so einfach zwischen uns. Wir haben uns auf Händen getragen. Uns die Sterne vom Himmel zu Füßen gelegt. Ich wollte dir gerade einen neuen pflücken. War kurz davor.

Aber dann: Hast du’s versaut…!

Der Kampf um Recht und Schuld
Wenn aus Liebespartnern Gegner werden, dann ist das oft nicht schön mitanzusehen. Aus scheinbaren Nichtigkeiten heraus brechen Konflikte hervor, die zum Teil bizarre Formen annehmen. Ein Kampf bis auf’s Blut entbrennt, in dem es offenbar nur einen Sieger geben kann. Einigkeit gibt es nur in diesem einen Punkt: Der Sieger, das bist am Ende: Nicht du!

Vielleicht wäre es klug, zu fragen: Was genau ist eigentlich los? Worum geht es eigentlich genau? Vielleicht würde diese Frage helfen, den Konflikt zu lösen. Aber leider steckt hinter dem, was als Konflikt offensichtlich ist, häufig ein gehöriges Durcheinander aus unerfüllten Bedürfnissen, aus oft lang unterdrückten Gefühlen und zum Teil sehr alten Erfahrungen, Überzeugungen und Schmerzkontrollstrategien.

Das alles macht die Antwort auf ein „Was ist denn eigentlich los?“ in aller Regel ziemlich kompliziert. Einfacher ist die Frage: Wer hat Recht und wer ist Schuld? Denn die Antwort auf diese Frage kennen wir bereits:

Recht habe ich.
Und Schuld hast du.

Sexuelle Lust als heilige Urkraft in uns

Sie hat Königreiche und Familien begründet und dem Untergang geweiht. In ihr finden wir die Krönung oder Vernichtung unseres Wertes als Mann, als Frau oder als Intersex. Sie ist der Urfunke unseres gesamten Lebens und in ihm auf direkte oder subtile Weise omnipräsent.

Wir behandeln sie in unserer Kultur wie einen niederen Trieb. Wie etwas, das es zu verheimlichen und zu verstecken gilt. Weil sie uns peinlich ist. Sie ist der Gegenstand zotiger Witze, die wir uns erst dann erzählen, wenn genügend Alkohol unsere Hemm- und Hirnschwellen senkt. Wir blenden sie aus oder verniedlichen sie. Weil wir sie fürchten oder uns schlicht schämen für sie.

Was löst mehr Angst und Scham in dir aus: Der Gedanke an deine animalische Lust? Oder der an deine Verletzlichkeit?

Liebe macht sehend

Wenn zwei Menschen sich ineinander verlieben, dann sprechen Außenstehende gerne mal von einem vorübergehenden Zustand geistiger Umnachtung.

Wir sehen den anderen Menschen wie ein Wesen aus reinem göttlichen Licht. Alles an ihm, an ihr, erscheint uns wunderbar, attraktiv und liebenswert. Später dann, wenn unsere Geschichte mit diesem Menschen weiter geht, entdecken wir plötzlich – und manchmal mit Erschrecken – dass dieser andere Mensch nicht mehr ist – und nicht weniger – als genau das: ein anderer Mensch. So wie wir. Fehlbar. Unvollkommen. Kantig und manchmal nahezu unerträglich profan.

Wir sprechen dann vom Prozess der normalen Ernüchterung. Das wahre Leben zieht in die Beziehung dieser beiden Menschen ein. Für viele beginnende Beziehungen ist dieser Augenblick der Anfang vom Ende.

Was aber wäre, wenn? Wenn das, was wir im Zustand der verzücktesten Verliebtheit im Anderen sehen, gar keine Illusion wäre? Was wäre, wenn? Wenn das, was wir in dieser Phase unserer Beziehung, im Anderen sehen, nicht weniger ist als sein reinstes Potenzial? Alles, was er oder sie je sein könnte. In seiner ganzen Größe, Schönheit und Pracht. Was wäre, wenn die Verliebtheit uns nicht weniger ermöglicht als einen Einblick in das tiefste Potenzial dieser Person? Was wäre dann?

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