Verlustangst oder Verratsangst…?

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Verlustangst oder Verratsangst…?

Womit haben wir es wirklich zu tun…?!

„Unsere größten Ängste sind die Drachen,
die unsere tiefsten Schätze bewahren.“
Rainer Maria Rilke

                                                                     

Eine der häufigsten „Diagnosen“ (oder besser: Zuschreibungen), die neue Klientinnen oder Klienten in unseren Gesprächen über sich selbst oder ihre Liebespartner:innen äußern, ist die von der „Verlustangst“… Man selbst oder der/die Andere habe halt große Verlustängste und sei deswegen ständig grundlos misstrauisch und eifersüchtig…

Oft bin ich nicht der erste professionelle Support, den Männer, Frauen oder Paare in ihrem Leben aufsuchen… Nicht selten erzählen mir Menschen in unserem Kennenlerngespräch, dass sie sich bereits mit ihren vorherigen Therapeut:innen immer wieder über ihre „Verlustängste“ unterhalten hatten, ohne dass sich an diesen etwas Nennenswertes verändert hätte…

So wie ich das Wort „Eifersucht“ inzwischen, wo immer ich ihm begegne, durch die in meinen Augen weitaus treffendere und nützlichere Bezeichnung „Bindungsunsicherheit“ ersetze, komme ich auch beim häufig vorschnell und undurchdacht verwandten Label „Verlustangst“ zumindest immer mal wieder zu dem Eindruck, dass diese Vokabel an dem, worum es bei diesem konkreten Menschen oder Paar wirklich geht, kilometerweit vorbei geht…

Es stimmt zwar auf den ersten Blick, dass manche dieser Menschen große Angst davor haben, die Liebespartnerin oder den Liebespartner, den sie gefunden haben, wieder zu verlieren… In vielen, vielen Fällen aber ist der Verlust der festen Liebespartnerschaft bei näherem Hinsehen gar nicht der Kern ihrer Angst…

Das wirklich Schlimme, der Dolchstich ins Herz, den diese Menschen fürchten, besteht nicht darin, von ihrem Partner oder ihrer Partnerin verlassen zu werden; sondern darin, von ihrer Partnerin oder ihrem Partner vorsätzlich getäuscht, belogen oder eben verraten zu werden…

Wir alle haben von Verlustangst gehört, aber kaum jemand spricht bislang von Verratsangst… Das führt dazu, dass viele Menschen Verratsangst nicht als das erkennen, was es ist, sondern sie ohne näheres Hinsehen als Verlustangst interpretieren… Diese beiden Ängste jedoch sind grundverschieden… Darüber hinaus benötigen sie zu ihrer Überwindung geradezu diametral verschiedene Erfahrungsqualitäten…

Ich stelle die verschiedenen Ansätze zur Überwindung von Verlustangst und Verratsangst bewusst pointiert dar, um dadurch ihre in meinen Augen eklatanten Unterschiede dieser Ängste hervorzuheben…

Dieser Text wendet sich nicht an wissenschaftliche Fachpersonen, sondern an Liebende, die es in ihren Liebesbeziehungen mit Verlustängsten oder Verratsängsten zu tun haben… Selbstverständlich gibt es in beiden Fällen auch therapeutische Ansätze, die hilfreich sind… Hier fokussiere ich mich auf das, was ihr als Liebespartner und Liebespartnerinnen tun könnt, um euch selbst oder dem Menschen an eurer Seite nach und nach, schrittweise, die eine oder andere Art von Angst zu nehmen…

Alle Aussagen, die ich in diesem Text über Liebesbeziehungen treffe, gelten selbstverständlich für alle Arten emotional bedeutsamer Beziehungen familiärer, freundschaftlicher oder erotischer Natur… Allerdings ist meiner Erfahrung nach kein anderes Beziehungsfeld derart in der Lage, unsere alten Wunden aufzureißen – und damit auch zu „heilen“ – wie die Liebe…

                                                                     

Verlustangst oder Verratsangst…?

Die Begriffe „Verlustangst“ und „Verratsangst“ mögen ähnlich klingen… Allerdings ist nicht nur die Entstehungsgeschichte dieser beiden Bindungs-Störungen eine sehr unterschiedliche, auch ihre innerpsychischen Auswirkungen unterscheiden sich massiv… Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch die Überwindung von Verlustangst und Verratsangst durch sehr unterschiedliche Faktoren gefördert oder behindert werden…

Dies vorab: Alle emotional bedeutsamen Erfahrungen, die wir in unserem Leben machen, hinterlassen in unserer Psyche eine Spur… Je nachdem, ob es sich bei diesen emotionalen Erfahrungen unserer Vergangenheit um überwältigend schmerzhafte, überwältigend schöne oder überwältigend lustvolle Erfahrungen handelte, schütten die Drüsen unseres Körpers fortan immer dann, wenn wir intuitiv den Eindruck gewinnen, so etwas Ähnliches wie damals könnte sich möglicherweise wiederholen, ebenso unmittelbar wie unwillkürlich wahlweise Stresshormone, Glückshormone oder Lusthormone aus…

Auf dieses faszinierende Phänomen gehe ich an anderer Stelle in diesem Blog tiefer ein… An dieser Stelle möchte ich den Fokus darauf legen, dass jeder (vermeintlich) irrationalen oder unangemessenen Stressreaktion ganz konkrete Erfahrungen zu Grunde liegen…

Um innere Überzeugungen zu überwinden, reicht es leider nicht aus, mit Freundinnen oder einem (bestenfalls: guten) Therapeuten zu reden, Psycho-Podcasts zu hören oder Tagebuch zu schreiben… Um innere Überzeugungen zu überwinden, müssen wir wiederholt emotional bedeutsame Erfahrungen machen, die diesen Annahmen ebenso unmissverständlich wie unignorierbar widersprechen…!

Ein geflügeltes Wort besagt: „Der Weg aus unseren Ängsten heraus führt mitten durch unsere Ängste hindurch…“

Um eine Angst zu verlieren, braucht es in meinen Augen zwingend die wiederholte Erfahrung, dass das, wovor wir uns gerade noch gefürchtet haben, nicht nur gar nicht so gefährlich ist wie gedacht, sondern uns überraschenderweise bestenfalls sogar auf die eine oder andere Art gefällt oder gut tut…

Wenn ich mich einer Sache stelle, vor der ich Angst habe, dabei jedoch wiederholt die Erfahrung mache, dass das, was mir eben noch das Herz bis zum Hals schlagen ließ, mir jetzt erstaunlicherweise Freude oder Glück beschert, wird meine Angst vor Wasauchimmer im Laufe der Zeit von Mal zu Mal ganz von allein ein kleines bisschen weniger bedeutsam und entscheidungsrelevant…

Diese psychologische Erkenntnis ist die Basis einer der erfolgreichsten therapeutischen Interventionen: der Expositions- oder Konfrontations-Therapie

Wie lässt sich dieses Wissen für Menschen mit Verlust- oder Verratsängsten und ihre Liebespartner:innen praktisch nutzen…?

                                                                     

Verlustangst verstehen

Verlustangst, die Angst vor dem Verlust, beruht auf der Erfahrung von Verlust…

Menschen mit Verlustangst haben im Laufe ihres Lebens (teils mehrfach) die schmerzhafte Erfahrung gemacht, dass ein Mensch, der ihnen wertvoll und wichtig war, urplötzlich und unvorhergesehen aus ihrem Leben verschwand…

Luisas Vater verließ die Familie, während sie mit ihrer Mutter übers Wochenende bei ihrer Großmutter war… Damals war sie 6 Jahre alt…

Lukas Mutter starb bei seiner Geburt… Sein Vater verarbeitete diesen Verlust Zeit seines Lebens nicht…

Sanja war 9 Jahre alt, als in ihrer Heimat Kroatien der Krieg ausbrach… Sie war 11, als Milizen ihren Vater und ihren Bruder vor ihren Augen und denen ihrer Mutter auf offener Straße aus einem fahrenden Auto heraus erschossen…

Maria erlebte wiederholt, wie vermeintlich beste Freundinnen sich von einem Tag auf den anderen von ihr abwandten, weil sie, wie es damals hieß, nicht mehr „cool“ war…

Hamid ist jetzt anderthalb Jahre mit seinem aktuellen Freund zusammen… Keine seiner bisherigen Beziehungen hatte länger als 2 Jahre Bestand… Immer waren es seine Partner gewesen, die die Beziehung beendet hatten… In mehreren Fällen wechselten diese von ihm aus nahtlos hinüber in eine Beziehung mit einem anderen Mann…

Menschen mit Verlustangst haben wahlweise so emotional überwältigend und lebensbestimmend oder aber so oft in Folge erlebt, dass wichtige Bindungspersonen urplötzlich und unvorhergesehen aus ihrem Leben verschwanden, dass sich tief in ihrer Psyche die feste Überzeugung eingebrannt hat: Dies kann mir zu jeder beliebigen Zeit wieder passieren…!

Hinzu kommt bei der Verlustangst die verinnerlichte Überzeugung: „Ich bin dem Leben alleine nicht gewachsen…! Ich kann ohne sie oder ihn nicht leben…!“ Menschen mit Verlustangst ertragen daher teils unmenschlichste Zustände, nur um dem Leben und seinen Gefahren auf keinen Fall alleine ausgeliefert zu sein…

Verlustangst ist das Kardinal-Symptom des „ängstlichen Bindungsmusters“

Es ist wahr: Das Leben ist unvorhersehbar und manchmal unerträglich schmerzhaft… Aber es ist auch wahr, dass das Leben voller Wunder, Abenteuer und zauberhafter Menschen ist… Überdies ist es wahr, dass nicht jeder Schmerz ein Zeichen dafür ist, dass etwas kaputt oder verloren geht… Mancher Schmerz entsteht dadurch, dass Dinge heilen oder neu geboren werden… Diese und andere Teile der Wahrheit und Möglichkeit aber übersehen Menschen mit Verlustangst vor dem Hintergrund ihrer bisherigen Erfahrungen mit dem Leben und seiner Grausamkeit…

                                                                     

Verlustangst überwinden

Menschen mit Verlustangst suchen in ihren Liebesbeziehungen verständlicherweise ein hohes Maß an Anerkennung, Aufmerksamkeit und vor allen Dingen: Sicherheit… Da sie davon überzeugt sind, dem Leben alleine (im Sinne von: ohne ihre:n oder eine:n Beziehungspartner:in) nicht gewachsen zu sein, tun sie alles, was in ihrer Macht steht, um ihre Liebesbeziehungen so stabil und fest wie möglich zu machen…

Das Spektrum der Herangehensweisen an dieses Thema ist ein weites… Es reicht von bewusster Beziehungspflege und Wertschätzung des eigenen Partners über Selbstbeschneidungen und Selbstverleugnungen aller Arten bis hin zu Versuchen direkter Kontrolle oder subtiler Manipulation des Partners oder der Partnerin…

Beziehungspartner:innen verlustängstlicher Menschen brauchen daher einerseits viel Verständnis und bestenfalls Selbstreflexion, um sich in das Erleben ihrer Liebsten einzufühlen, sie darin anzunehmen, ihnen Halt zu geben und sie in all dem zu lieben… Andererseits brauchen sie die Fähigkeit und Bereitschaft dazu, diesen gegenüber ebenso wohlwollend wie integer für ihre eigenen Wünsche, ihre eigenen Grenzen und für ihr eigenes Leben einzutreten…

Ich hatte es oben bereits angesprochen: „Der Weg aus unseren Ängsten heraus führt mitten durch unsere Ängste hindurch…“ Das bedeutet: Um unsere Angst vor dem Verlust zu überwinden, brauchen wir geradezu die Erfahrung von Verlust…

Dieser Verlust muss nicht in Tod oder Trennung bestehen… Für manche Menschen ist es bereits beängstigend, wenn ihr Partner oder ihre Partnerin einen Abend, ein Wochenende oder eine Woche Urlaub allein oder mit (anderen) Freund:innen verbringen möchte… Ein bindungsängstlicher Mensch mag sich wünschen, der oder die Geliebte möge ihm und seinem inneren Frieden zu Liebe auf diese Art von Aktivitäten verzichten… Dadurch allerdings würde sich seine oder ihre Angst vor dem Verlust nicht nur nicht auflösen, sondern sie würde im Laufe der Zeit immer stärker und mächtiger werden… Um Verlustangst aufzulösen, brauchen wir die Erfahrung von Verlust bzw. Distanz…

Das Überwinden von Verlustängsten kann durch eine ebenso glückliche wie stabile Liebesbeziehung also durchaus überaus wirksam gefördert werden… Indem wir uns unserer Partnerin oder unserem Partner mit unseren Ängsten zeigen und wiederholt erfahren, dafür nicht abgelehnt oder verurteilt zu werden, sondern trotz unserer Unsicherheiten angenommen, gesehen und geliebt werden… Indem wir erleben, dass räumliche Trennung eben nicht den Verlust von Verbundenheit und Kontakt bedeuten muss… Indem wir erleben, dass sie oder er nach jedem Abend, jedem Wochenende oder jeder Reise auf eigenen Pfaden wieder zu uns zurückkehrt mit neuen Geschichten, neuen Ideen und einem Herzen voller Liebe…

Der elementare Aspekt der Verlustangst ist allerdings nicht das Verhalten des Partners oder der Partnerin, sondern die weiter oben bereits genannte Selbstüberzeugung, dem Leben alleine nicht gewachsen zu sein… Das ist der wahre Grund, warum diese Menschen teils über viele Jahre mit Beziehungspartner:innen zusammen bleiben, die sie anöden, auszehren, manipulieren oder unterdrücken…

Der Hauptprozess zur Überwindung von Verlustängsten geschieht daher eben nicht in Anwesenheit unserer oder unseres Liebsten, sondern in räumlicher Distanz zu ihr oder ihm…

Der wirksamste und heilsamste Akt unserer Selbstbefreiung von Verlustängsten besteht darin, uns selbst immer wieder neu ebenso zu beweisen, dass wir selbst auch ohne Liebespartner:in wertvoll, bedeutsam und geliebt sind; und dass wir darüber hinaus unserem eigenen Leben und doch mindestens den meisten seiner üblichen Herausforderungen auch ohne die permanente Anwesenheit und Unterstützung eines einzelnen Menschen an unserer Seite gewachsen sind…

Um Verlustangst zu überwinden, müssen wir wiederholt immer wieder erneut die eine oder andere Art von „Verlust“ oder Distanz erfahren – um dann überraschenderweise zu erleben: „Ach guck… SO schlimm ist es ja gar nicht, wenn… Und so ganz ehrlich gesagt hat es sogar durchaus seine Vorteile…!“

Tatsächlich kenne ich mehrere Menschen, die ihre eigene Verlustangst urplötzlich, schlagartig und außerdem nachhaltig erst dadurch verloren, dass sie irgendwann in ihrem Leben mit dem Rücken an der Wand vor der Frage standen, ob die Vorstellung, alleine durchs Leben zu gehen, wirklich furchterregender ist als die Vorstellung eines weiteren Lebens an der Seite dieses Menschen… Und sich dann bewusst dazu entschieden, sich ihren Drachen zu stellen… Schlicht und einfach darum, weil ihre Alternative dazu ihnen noch grauenvoller und endgültiger erschien als der Schritt hinein in die gefürchtete Leere…

Eine Trennung ist wohl für niemanden von uns besonders angenehm und einfach… Für verlustängstliche Menschen jedoch ist dies mehr als eine Lebenskrise – es ist ein innerer Sterbeprozess…

Ich begleite seit inzwischen vielen Jahren die unterschiedlichsten Menschen durch die unterschiedlichsten Herausforderungen, Krisen oder Abenteuer hindurch… Ich habe es in dieser Zeit immer mal wieder mit dem zu tun gehabt, was ich heute als „psychologische Sterbeprozesse“ bezeichne… Daher kann ich sagen: Ja, diese Prozesse tun weh… Fürchterlich… Manchmal kaum aushaltbar…

Im Anschluss daran jedoch, nachdem diese Menschen ihrer tiefsten Angst und ihrem brennendsten Schmerz schutzlos und offen begegnet waren, folgte meiner Erfahrung nach erstaunlich oft eine Art „psychologischer Auferstehung“… Aus der Asche des inneren Todes heraus entstand ein neues Ich, und dieses war nicht selten auf die eine oder andere Weise selbst-bewusster oder selbst-bestimmter, entschlossener oder weiser als alles, was jene Menschen zuvor je gewesen waren…

Für einen verlustängstlichen Menschen, der von sich aus (irgendwann schließlich, nach langem Ringen, mit trockener Zunge und Kloß im Hals) eine Trennung ausspricht, um sein Leben im Anschluss daran („einsam und allein…!“) als Single weiterzuführen, kann eben diese Entscheidung beispielsweise, so herzzerreißend schmerzhaft sie auch ist, eben jener Schritt sein, der sie über die Schwelle eines neuen Lebens führt, in dem ihre Aufmerksamkeit und Energie, ihr Mitgefühl und Wohlwollen, ihre Liebe und ihre Lust einen Wert haben, den sie niemals wieder für einen anderen Menschen unterschreiten werden…

Worin genau ihre rote Linien bestehen, das lernen diese Menschen in aller Regel erst von Erfahrung zu Erfahrung in ihrem weiteren Leben… Um uns jedoch überhaupt fragen zu können, wo genau unsere Grenzlinien verlaufen, was genau wir uns wünschen und welche Mindest-Standards wir an einen Menschen anlegen, damit dieser für uns als Sexual- oder sogar Liebespartner:in in Frage kommt, braucht es zuvor zunächst einmal die grundlegende Einsicht und Selbst-Erlaubnis, eigene Grenzen, Wünsche und noch dazu unverrückbare Ansprüche zu haben…

Sicherlich ließe sich noch vieles über die Verlustangst sagen, in diesem Artikel allerdings geht es mir insbesondere darum, zu unterscheiden zwischen Verlustangst auf der einen Seite und Verratsangst auf der anderen… Gerade weil beide Arten emotionaler Vorbelastung sich teilweise sehr ähnlich zeigen, kann es, wenn wir nicht genau hinschauen, allzu leicht passieren, dass wir glauben, unser Gegenüber leide unter Verlustangst, während sie oder er in Wirklichkeit von einer ganz anderen Angst geplagt wird…

Aus diesem Grunde wende ich mich nun mit euch der Frage zu:

Was ist und wie entsteht „Verratsangst“…?!

                                                                     

Verratsangst verstehen

Verratsangst, die Angst vor dem Verrat, beruht auf der Erfahrung von Verrat…

Menschen mit Verratsangst haben im Laufe ihres Lebens (teils mehrfach) die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die ihnen wertvoll und wichtig waren und denen sie vertrauten, sie in relevanter Hinsicht täuschten, betrogen oder manipulierten…

Auch hier können die Ursprünge bereits in der Kindheit liegen… Allerdings braucht es für das Empfinden von „Verrat“ bereits die Fähigkeit, uns zumindest grundlegend in andere Menschen hineinzuversetzen… Verratsangst entsteht daher, anders als Verlustangst, nicht bereits im Säuglingsalter… Häufiger ist es, dass Menschen im Laufe ihrer Jugend und/oder ihres Erwachsenenlebens wiederholt die überaus schmerzhafte Erfahrung machten, dass Liebespartner:innen, denen sie sich und ihr Herz anvertraut hatten, sie belogen, betrogen oder hintergangen… Woraus in ihrer Psyche die innere Überzeugung entstand: „Wann immer ich mich einem Menschen emotional öffne, wird dieser mich früher oder später verraten…!“

Im Unterschied zur Verlustangst, deren zentrale Elemente die Unvorhersehbarkeit des Lebens und die Minderwertigkeit der eigenen Existenz sind, basiert die Verratsangst auf konkreten Verhaltensweisen spezifischer Personen der eigenen Vergangenheit… Verratsängstliche Menschen haben weniger Angst davor, allein zu sein, als davor, ohne ihr Wissen in toxischen Beziehungen festzustecken, an denen sie über kurz oder lang zu Grunde gehen werden…

Anders als bei der Verlustangst passieren die wichtigsten Prozesse zur Überwindung von Verratsangst daher nicht jenseits, sondern mitten drin in unseren (insbesondere: Liebes-) Beziehungen… Nicht Distanz ist der Schlüssel zur Überwindung von Verratsängsten, sondern Kontakt und tiefe, aufrichtige Begegnung…

Verratsangst ist kein Psycho-Problem, das ein Mensch alleine mit sich oder seiner Psychologin in den Griff bekommt… Selbstverständlich kann eine professionelle Unterstützung hierbei sehr hilfreich sein und einiges abkürzen… Um Verratsangst wirklich zu überwinden jedoch, braucht es eine Partnerin oder einen Partner (eine Freundin oder ein Freund, eine Schwester oder ein Bruder…), in deren oder dessen Gegenwart ein Mensch, der überall Unausgesprochenes wittert, Schritt für Schritt lernen kann, Vertrauen und Geborgenheit wieder für möglich zu halten und schließlich von Grund auf neu aufzubauen…

Und ja, das kann bedeuten, dass er oder sie uns während dieses Prozesses immer wieder gleichzeitig Gefährte und Drache ist… Das ist, insbesondere bei wenig Übung in derlei Dingen, keine leicht zu meisternde Herausforderung…! Darüber sollten wir uns klar sein…

Das sollte uns in meinen Augen aber nicht davon abhalten, das Abenteuer 100%ige Wahrhaftigkeit und Ganzheit miteinander zu wagen… Was dabei herauskommen kann nämlich, übersteigt potenziell unsere kühnsten Träume in Sachen Liebe und Lust gleichermaßen …

Verratsängstliche Menschen haben durch schmerzhafte Wiederholung gelernt, dass sie emotional bedeutsamen Menschen niemals ganz vertrauen können… Dies zeigt sich insbesondere in stetig wiederkehrendem Misstrauen ihren Mitmenschen gegenüber – insbesondere ihren Partnerinnen oder Partnern… Überall wittern sie schmutzige Geheimnisse, niedere Motive oder subtile Manipulation…

Da die Lernerfahrung hinter der Verratsangst, anders als bei der Verlustangst, nicht auf dem Erfahren „höherer Gewalt“ beruht, sondern auf sozialen Interaktionen, haben diese Menschen (Fluch oder Segen…?!) nicht selten ein messerscharfes Gespür für feinste Nuancen in der Körpersprache, in Stimmklang, Wortwahl, Pausensetzung, Mimik, Blicken und und und… Dieses Sensorium der Gefahrenabwehr hat sich so tief in die Psyche dieser Menschen eingebrannt, dass es sich nicht so einfach abschalten lässt…

Und tatsächlich nehmen verratsängstliche Menschen an ihren Mitmenschen häufig mehr wahr als die meisten anderen… Das bedeutet allerdings nicht, dass ihre Interpretationen dessen, was sie wahrnehmen, besonders präzise oder gar richtig wären… In der Tat wittern diese Menschen überaus häufig Täuschung oder Verrat, ohne dass dieser Verdacht gerechtfertigt wäre…

Verratsängstliche Menschen kommen in ihren Interpretationen, wie man zu Zeiten von Corona sagte, häufig zu „Falsch-Positiv-Ergebnissen“… Kurz: Sie wittern immer wieder Verrat, wo gar keiner ist… Wenn es da aber tatsächlich ein relevantes Geheimnis, eine Intransparenz oder Manipulation geben sollte, können wir uns recht sicher sein: Ihr Alarm-System wird darauf reagieren…

Solltest du einen verratsängstlichen Partner oder eine verratsängstliche Partnerin haben, stelle dich darauf ein, dass es kein Geheimnis gibt, das du vor ihm oder ihr auf Dauer wirst verbergen können… Er oder sie mag vielleicht nicht herausbekommen, worum genau es sich dabei handeln mag, aber glaube mir: Er oder sie wird spüren, dass es da etwas gibt, das unausgesprochen ist… Diese Menschen wittern Geheimnisse wie Trüffelschweine teure Pilze…

Das bedeutet ganz konkret: Wenn du gerne deine Geheimnisse haben möchtest oder findest, gewisse Themen oder Seiten deiner Persönlichkeit haben in deinen Liebesbeziehungen nichts verloren, wirst du an der Seite eines verratsängstlichen Menschen niemals, niemals, glücklich werden… Du wirst täglich erleben, wie er oder sie die Wände rauf und runter geht, um herauszufinden, was du vor ihr oder ihm versteckst… Je länger ihr dieses Spiel miteinander spielt, desto wahrscheinlicher werdet ihr beide schließlich, am gnädigen Ende dieser Beziehung, emotionale Wracks oder Notfälle sein…

Im Einleitungsteil dieses Artikels schrieb ich: Um innere Überzeugungen zu überwinden, müssen wir wiederholt emotional bedeutsame Erfahrungen machen, die diesen Annahmen unübersehbar und unignorierbar widersprechen…! Um eine Angst zu verlieren, braucht es die wiederholte Erfahrung, dass das, wovor wir uns gerade noch gefürchtet haben, nicht nur gar nicht so gefährlich ist wie gedacht, sondern uns bestenfalls überraschenderweise sogar auf die eine oder andere Art gefällt oder gut tut…

Ich schrieb: „Der Weg aus unseren Ängsten heraus führt mitten durch unsere Ängste hindurch…“

Was bedeutet dieses Prinzip im Falle der Verratsangst…?

                                                                     

Verratsangst überwinden

Der Kern jedes Verrats ist ein beziehungs- und/oder entscheidungsrelevantes Geheimnis einer Person gegenüber einer anderen… Ein Mensch vertraut in die Wahrhaftigkeit und Integrität eines anderen, während dieser ihm gegenüber in Wirklichkeit eine Maske trägt oder eine Rolle spielt…

Nun ist es ja so, dass wohl die allermeisten von uns gewisse Geheimnisse haben, die sie anderen Menschen aus durchaus nachvollziehbaren Gründen ganz bewusst nicht zeigen… Der Hintergrund ist meistens, dass sie sich für diese Dinge selbst zutiefst schämen…

Manche Menschen schämen sich für ihre Ängste oder Unsicherheiten…

Manche Menschen schämen sich für ihre Gefühle – oder ihre Strategien, diese zu unterdrücken…

Manche Menschen schämen sich für ihre Sehnsüchte oder Wünsche…

Manche Menschen schämen sich für gewisse Ansichten, Taten oder Entscheidungen in ihrer näheren oder ferneren Vergangenheit…

All dies und mehr verstecken wir vor anderen Menschen, weil wir fürchten, dass diese uns dafür ablehnen (auslachen, ausschimpfen oder ausschließen) werden, weil wir wiederholt erfahren haben, wie wir selbst oder andere Menschen für eben diese oder ähnliche Dinge abgelehnt (ausgelacht, ausgeschimpft oder ausgeschlossen) wurden… Und wir mögen tatsächlich 99 von 100 Menschen in unserem Leben über diese Aspekte oder Seiten an uns hinwegtäuschen…

Verlieben wir uns aber in einen verratsängstlichen Menschen, so wird dieser früher oder später (in aller Regel: früher…!) jedes unserer Geheimnisse wittern – und innerlich nicht zur Ruhe kommen, bis er oder sie dieses entlarvt und damit seiner Macht beraubt hat…

Um sich von Verratsangst zu lösen, braucht ein Mensch wiederholt die ebenso unmissverständliche wie unignorierbare Erfahrung, einem anderen Menschen, der ihr oder ihm emotional wichtig ist, bedingungslos, blind und uneingeschränkt vertrauen zu können… Dies können Familienmitglieder sein oder auch Freunde oder Freundinnen…

Meiner bisherigen Erfahrung nach jedoch besteht der intensivste und nachhaltigste Weg, Verratsangst hinter uns zu lassen, darin, eine:n Liebespartner:in zu finden, die oder der keine Angst davor hat, sich uns gegenüber bedingungslos aufrichtig und transparent zu zeigen, ohne irgendeinen Teil unserer Geschichte, Gedanken oder Gefühle zu verschweigen, zu relativieren oder zu kaschieren…

Das Überwinden von Verratsangst ist daher ein Prozess, in dessen Verlauf beide Beziehungspartner immer wieder neu konfrontiert, geprüft und schließlich transformiert werden… Was dabei herauskommt, ist meiner Erfahrung nach jeden Tropfen Schweiß und Tränen wert, die auf dem Weg dorthin vergossen wurden, diesen Weg zu gehen aber erfordert von beiden Seiten immer wieder neu ein hohes Maß an Selbstgewahrsein, Einfühlungsvermögen und Integrität…

Verratsängstliche Menschen haben keine Angst davor, unsere Schatten zu sehen… Sie wissen längst ohne Zweifel, dass es diese in uns genauso gibt wie in allen anderen Liebespartner:innen vor uns… Alles, was sie nicht wissen, ist, worin genau unsere ganz eigenen Schatten oder „schmutzigen Geheimnisse“ bestehen… Dieses Nichtwissen allerdings wird sie umtreiben, bis sie uns und unserem wahren Wesen irgendwann schließlich auf die Schliche gekommen sind…

Die Lösung hierfür ist ebenso einfach wie erschreckend:

Sie besteht einfach und allein darin, dass wir ihn oder sie nach besten Kräften darin unterstützen, uns und unseren (vermeintlich) schmutzigen Geheimnissen aller Art so schnell und so gründlich wie möglich auf die Schliche zu kommen… Wenn wir vor ihr oder ihm ohnehin nichts auf Dauer werden verstecken können, können wir uns auch gleich von Anfang an so zeigen, wie wir wirklich und wahrhaftig sind… Ja, das erfordert eine Menge Mut… Und bestenfalls noch dazu ein großes Maß an Reflexion und Selbst-Bewusstheit

Mit jedem unserer Geheimnisse, das wir mit ihr oder ihm teilen jedoch, wird ihr bzw. sein System sich in unserer Gegenwart ein kleines bisschen beruhigen… Jede „Sünde“, jeder „Irrweg“ und jede „Dummheit“ unserer Vergangenheit, die wir ihr oder ihm gegenüber offenbaren, hilft ihr oder ihm dabei, zu lernen, uns zu vertrauen… Jede „perverse“ Masturbationsphantasie, jeder geheime Spleen und jede Selbstverurteilung, die wir offen und transparent zeigen, wird sich für sie oder ihn anfühlen wie eine Erlösung oder ein Geschenk…

Dieser Prozess fortschreitender gegenseitiger Offenbarung mag sich am Anfang sehr, sehr ungewohnt, unsicher und vielleicht sogar beängstigend anfühlen… Indem wir uns einander öffnen, machen wir uns verletzlich… Mit jedem geteilten Geheimnis, mit jeder Selbstoffenbarung, mit jedem Zeigen von Verletzlichkeit oder Versehrtheit jedoch wächst das Vertrauen beider (!) Menschen – und zwar sowohl ineinander und ihre Beziehung als auch in sich selbst, ihren Wert und ihr Wesen…

Ein verratsängstliches Gegenüber in der Liebe oder in einer uns wichtigen Freundschaft fordert uns dazu heraus, uns wirklich ganz und nackt in all unserer Unvollkommenheit, Fehlbarkeit und Verletzlichkeit zu zeigen… Mit all unseren „schmutzigen“ Gedanken oder „unziemlichen“ Begierden… Mit all dem, was wir in unserer Vergangenheit waren und allem, was wir in Zukunft gerne wären… Mit all unseren emotionalen Wunden, Narben und vielleicht sogar Behinderungen…

Das Geschenk einer solchen Beziehung besteht darin, dass über kurz oder lang von beiden Seiten so vieles offenbart, geteilt und gesehen wurde, dass es sich irgendwann schließlich geradezu absurd anfühlt, diesem Menschen gegenüber noch irgendetwas verheimlichen oder verbergen zu wollen…

Konsequent gegangen entsteht auf diese Weise nicht weniger als blindes Vertrauen ineinander… Spätestens ab diesem Zeitpunkt wird manches, das sich zuvor schwierig angefühlt hat, urplötzlich ganz leicht und unkompliziert…

Wenn ich da einen Menschen an meiner Seite habe, von dem ich mich Tag für Tag neu unmissverständlich und unignorierbar gesehen, geachtet und gewollt fühle… Dem ich jede noch so heikle Frage stellen kann und weiß, dass ich von ihm eine aufrichtige und transparente Antwort bekommen werde… Von dem ich ohne jeden Zweifel weiß, dass er jede emotional oder beziehungsrelevante Information ohne Nachfrage von sich aus mit mir teilen würde… Dann habe ich schlicht und einfach keinen Nutzen davon, heimlich Tagebücher oder Chats zu lesen, gemeinsame Bekannte auszufragen oder GPS-Tracker in Jackentaschen oder Handschuhfächern zu verstecken… Weil ich auf diese Weise nichts erfahren würde, das ich nicht wahlweise ohnehin längst weiß oder durch einfache Nachfrage direkt erzählt bekommen würde…

Ist dieser Zustand erst einmal erreicht, spielt es keine Rolle, ob er oder sie die Codes zu unserem Laptop oder Smartphone kennt… Wir alle sind im Grunde faule Wesen… Warum sollte ich deine Messenger-Chats mit XY filzen, wenn ich dich stattdessen einfach fragen kann, was genau du eigentlich für XY empfindest – und darauf nicht nur viel schneller eine Antwort bekäme, sondern noch dazu eine, die um Längen gehaltvoller und präziser ist, als alles, was ich in deinem Smartphone je finden könnte…?

Gemeinsam mit einem verlustängstlichen Menschen diesen Weg der Vertrauensbildung durch radikale Selbstoffenbarung gehen zu dürfen, kann sich nach den ersten unbeholfenen Schritten als ein größeres Geschenk herausstellen, als wir je für möglich hielten… Allerdings fordert dieser Weg, wie bereits erwähnt, wieder und wieder nicht weniger als unser Bestes… Selbstgewahrsein, Einfühlungsvermögen und Integrität sind drei Fähigkeiten, in denen beide Partner:innen im Laufe dieses Prozesses immer wieder neu geprüft werden…

Je mehr Übung wir darin haben, mit uns selbst wirklich aufrichtig und ehrlich zu sein, desto leichter wird es uns fallen, uns auch unserem oder unserer Liebsten gegenüber wirklich ungeschminkt, echt und wahrhaftig zu zeigen… Je mehr wir es allerdings gewohnt sind, uns selbst und andere über uns zu täuschen, desto belastender, beängstigender oder gar unerträglicher werden die ständigen Nachfragen eines verratsängstlichen Menschen sich für uns anfühlen…

Verratsangst überwinden wir weder im stillen Kämmerlein mit unserem Tagebuch oder Coach noch in kurzlebigen Romanzen oder Urlaubsflirts… Um Verratsangst zu überwinden, reicht nicht einfach irgendeine Art von Liebesbeziehung… Das schrittweise Auflösen von Verratsangst geschieht meiner Erfahrung nach nirgendwo so nachhaltig wie in einer stabilen und harmonischen Partnerschaft – bestenfalls mit einem sicher gebundenen und noch dazu emotional intelligenten Menschen an unserer Seite…

(Wobei ein:e (gute:r) Coach oder Therapeut:in, der oder dem beide vertrauen, in diesem Prozess selbstverständlich durchaus eine sehr hilfreiche Ressource darstellen kann – beispielsweise, um gemeinsam herauszufinden, worin genau eigentlich die Annahmen, die Wünsche oder Triggerpunkte des einen oder der anderen bestehen… Dies aber nur am Rande…)

Gibt es eine solche stabile, harmonische und vor allem aufrichtige Partnerschaft jedoch, bestehen große Chancen, dass im Laufe der Zeit nicht nur die Verratsangst des einen Partners mehr und mehr verblassen wird, sondern dass auch der andere Partner in dieser Verbindung ein Maß an Tiefe, Verbundenheit und Vertrauen erfahren wird, das alles übersteigt, was er oder sie zuvor für möglich gehalten hätte…

                                                                     

Verlustangst von Verratsangst unterscheiden

Es gibt eine einfache Frage, mit der wir herausfinden können, ob wir es bei unserem Lieblingsmenschen (oder uns selbst) mit Verlustangst zu tun haben oder mit Verratsangst…

Sie lautet:

„Was würdest du tun, wenn du herausfinden würdest, dass dein Liebespartner oder deine Liebespartnerin dich seit Jahren in beziehungsrelevanter Hinsicht massiv belügt oder betrügt…?“

Da eine Trennung für einen verlustängstlichen Menschen nicht in Frage kommt, wird seine Antwort sich darum drehen, was er oder sie tun würde, um mit dieser erschütternden neuen Realität klarzukommen… Vielleicht wird er oder sie über Wutausbrüche, Rückzug oder Rache nachdenken oder sprechen… Vielleicht darüber, fremdzugehen oder wieder mit dem Frust-Essen zu beginnen… Eine Trennung allerdings ist sie oder ihn maximal eine theoretische Option…

Die Antwort eines verratsängstlichen Menschen würde möglicherweise auch Themen wie Zorn oder Vergeltung beinhalten… Höchstwahrscheinlich allerdings würde sie oder er schon sehr zügig von sich aus darauf zu sprechen kommen, dass in einem solchen Fall ein Ende dieser Beziehung für ihn oder sie mindestens eine Option ist; möglicherweise sogar eine geradezu zwangsläufige Folge…

                                                                     

Abschließende Worte

Jede im Hier und Heute vermeintlich irrationale Angst in uns hat ihren Ursprung in sehr realen Erfahrungen unserer Vergangenheit… Wir alle haben Dinge erlebt (und überlebt), denen wir damals nicht gewachsen waren…

Manchmal verwechselt unser Unterbewusstes das Hier und Jetzt mit dem Damals… In solchen Fällen kann es eine überaus spannende und lohnenswerte Frage sein, welche Hinweise genau im Hier und Jetzt einen Teil in uns zu der Annahme verleiten, eine Wiederholung der leidvollen Erfahrungen von damals stünde uns mit diesem Menschen an unserer Seite gerade oder permanent kurz bevor…

Je klarer und präziser wir die Schlüsselreize identifizieren und benennen können, die dazu führen, dass unser System in den Alarmmodus versetzt wird, desto reflektierter und bewusster sind wir im Stande, mit unseren Gedanken, Gefühlen oder Impulsen umzugehen, wenn unsere Triggerpunkte akut aktiviert sind… Je mehr Übung wir darin haben, unsere Ängste und die Reize, durch die sie aktiviert werden, zu erkennen und zu benennen, desto weniger Macht haben diese noch über uns und unser Leben…

Um („irrationale“) Ängste hinter uns zu lassen, brauchen wir geradezu zwingend die Konfrontation mit eben dem, was uns Angst macht…

Im Falle der Verlustangst bedeutet dies: die Konfrontation mit dem Alleinsein und der Abwesenheit des eigenen (oder überhaupt eines) Partners… Wir brauchen die wiederholte Erfahrung, dass wir auch ohne sie oder ihn an unserer Seite dazu im Stande sind, ein selbstbestimmtes, erfüllendes und wertvolles Leben zu führen…

Im Falle der Verratsangst bedeutet dies die Konfrontation mit den „dunkelsten“ Seiten, den „schmutzigsten“ Geheimnissen und „niedersten“ Triebkräften unserer Liebsten… Wir brauchen die wiederholte Erfahrung, dass sie oder er sich uns aus freien Stücken heraus wirklich und wahrhaftig, echt und ganz zeigt, ohne irgendetwas vor uns zu verbergen oder zu schützen…

Verlustangst und Verratsangst können sehr belastend sein… Und zwar sowohl für die Menschen, die dies empfinden, als auch über ihre Partner:innen…

Gleichzeitig sind Verlustangst und Verratsangst Einladungen zu (gemeinsamen) Wachstum…

Um Verlustangst zu überwinden, braucht es die (potenziell schmerzhafte) Erfahrung von Distanz…

Um Verratsangst zu überwinden, braucht es die (potenziell schmerzhafte) Erfahrung von schonungslos aufrichtigem Kontakt…

Ich würde mich freuen, wenn es mir mit diesem Artikel gelungen ist, euch dabei zu helfen, in eurem eigenen Leben die eine dieser Ängste von der anderen unterscheiden zu können…

Ich wünsche dir und euch ein angstfreies und lustvolles Liebesleben…!

💜💙💚💛🧡❤️

                                                                     

Für wie hilfreich oder nützlich hältst du die Unterscheidung zwischen Verlaustangst und Verratsangst, die ich hier in diesem Artikel vornehme…?

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Hier findet ihr ein Spiel aus 24 Fragen, die euch möglicherweise unter die Haut gehen, vielleicht aber auch dabei helfen, genau dort ein kleines bisschen mehr Ordnung und Frieden zu schaffen… Je nachdem, wie ihr ganz persönlich die Sache mit der Sexualität angeht, gibt es diese „24 indiskreten Fragen“ in zwei unterschiedlichen Geschmacksrichtungen:

24 indiskrete Fragen für monogame Liebespaare

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Werft sehr gerne mal einen Blick in meinen Paar-Fragebogen
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Wenn ihr Lust habt, nehmt sehr gerne auch teil an meiner
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