6 Schritte zur Selbstliebe
Sie ist die Basis und das Fundament aller Beziehungen, die wir im Leben führen: Unsere Beziehung zu uns selbst. Wenn wir uns selbst annehmen, mit allem, was wir sind, dann können wir auch anderen Menschen auf Augenhöhe begegnen. Je mehr wir aber innerlich davon überzeugt sind, dass das, was wir sind, nicht gut ist, nicht schön und nicht wertvoll, desto mehr fühlen wir uns gezwungen, unseren Mangel an Liebe zu uns selbst zu kompensieren durch die Achtung und Liebe anderer Menschen.
Und dann wird es in aller Regel ziemlich kompliziert.
Niemand hat diesen Zusammenhang meiner Kenntnis nach schöner in Worte gefasst als der schwedische Schriftsteller Hjalmar Söderberg in seinem Gedicht: „Wir wollen alle geliebt werden“.
Wer bin ich? Bin ich gut?
Manche Menschen halten dies für die wichtigste Frage, der wir in unserem ganzen Leben begegnen werden. Jede und jeder von uns begegnet ihr irgendwann. Die Frage lautet: „Wer bin ich?“
Die Frage „Wer bin ich?“ kommt so unscheinbar daher. Doch das ist sie nicht. Auf welche Weise wir auch immer unsere Antwort formulieren: Sie konfrontiert uns direkt mit der nächsten Frage. Und die lautet: „Bin ich gut so, wie ich bin?“
Wir alle haben das innere Bedürfnis danach, gut zu sein, wertvoll, schön, willkommen und geliebt. Leider haben die meisten von uns schon sehr früh gelernt, dass sie genau das, so wie sie sind, gerade nicht sind. Noch nicht oder nicht genug. Dass sie sich immer anstrengen müssen, um die Anerkennung oder Achtung anderer Menschen zu verdienen. Weil das, was sie sind und wie sie sind, so wie sie aus sich selbst heraus sind, schlicht nicht reicht.
Manche von uns klammern und zerren ihr Leben lang an den Menschen herum, deren Liebe sie stetig fürchten zu verlieren. Andere von uns haben den leichteren Weg gewählt und bereits früh resigniert. Wenn man eh keine Chance hat, sich wirklich angenommen und geliebt zu fühlen, warum sollte man es dann überhaupt versuchen…?! Im Erwachsenenleben nennen sie dies dann mit Vorliebe „Unabhängigkeit“. Dabei sind sie stets bemüht, die Tatsache, wie einsam und unerfüllt sie sich in ihrem tiefsten Herzen fühlen, vor sich selbst und der Welt zu verbergen. Da wir diese Annahmen über uns selbst und die Liebe so früh im Leben gelernt haben, sitzen sie tief.
Uns selbst zu lieben, bedeutet nicht, dass wir uns immer groß und prächtig fühlen. Im Gegenteil! Es bedeutet, dass wir uns gerade dann annehmen, wenn wir uns klein und schwach und schmutzig fühlen, wenn wir konfrontiert sind mit unsere eigenen Grenzen und Unvollkommenheiten.
Selbstliebe als Weg
Leider wird noch immer an vielen Stellen der Eindruck vermittelt, Selbstliebe sei etwas, wozu man sich einfach so entscheiden könnte. „Liebe dich selbst…!“ predigen ganz bestimmt wohlmeinende Lebenshilfe-Ratgeber:innen festmeterweise aus den Psycho-Regalen mancher „gut sortierten“ Buchhandlung heraus. Meiner ganz eigenen Erfahrung nach – und ebenso der unzähliger Menschen, mit denen ich bis heute sprechen durfte – ist die Sache mit der Selbstliebe leider (ja, leider…!) nicht ganz so einfach…
Selbstliebe ist meiner Erfahrung nach keine Entscheidung, sondern ein Weg. Dieser Weg allerdings beginnt mit einer Entscheidung. Und zwar mit der Entscheidung und Bereitschaft zu wirklich offener und schonungsloser Selbstkonfrontation. Wie soll es schließlich möglich sein, einen Menschen zu lieben, den wir gar nicht wirklich kennen…?
Der Weg zur Selbstliebe beginnt mit Selbstkonfrontation. Das bedeutet, er beginnt damit, dass wir damit beginnen, uns wirklich ins Gesicht zu schauen. Darunter nicht zuletzt das, was wir nicht so sehr mögen an uns; das, was wir versuchen, von uns fern zu halten: Unsere Ängste, unser Scheitern, unser Unvermögen und all das sonstige, was wir „Fehler“ nennen.
Viele von uns haben früh gelernt, dass ihre eigene, ur-menschliche und daher in ihrem wie jedem Leben ebenso unvermeidliche wie unübersehbare Unvollkommenheit (Ja, lies dieses Wort-Konstrukt nochmal…) ein Makel wäre, der an ihnen haftet. Dass sie das, was sie wirklich denken oder fühlen, besser vor anderen Menschen verbergen, wenn sie nicht Spott oder gar Ausgrenzung in Kauf nehmen wollen.
Allzu oft nämlich ist genau dies in genau dieser Reihenfolge in ihrem eigenen Leben passiert. Und das nicht zuletzt in den prägenden Jahren des grundlegenden Aufbaus ihrer Psyche. Ja, das hat Spuren hinterlassen. Ob wir uns diesen stellen oder nicht: Diese Spuren unserer prägenden Jahre begleiten uns unser Leben lang. Je früher wir damit beginnen, mit dieser Wahrheit unseren Frieden zu machen, desto leichter werden wir erkennen, dass der Splitter im Zentrum mancher emotionalen Wunde in Wirklichkeit ein psychomagisch wirksames Juwel ist. Bislang nur halt am falschen Ort.
Nicht wenige Menschen unterschätzen, wie viel Mut und Entschlossenheit es ebenso braucht, all das an uns zu sehen, was rein, wertvoll und über alle Maßen liebenswert ist: Unser Streben, unseren tiefen und festen Willen zum Guten, unser sich nach Liebe sehnendes Herz… Die kleinen wie vielleicht auch großen Triumphe, die wir in unserem Leben feierten, gerade weil wir genauso sind, wie wir sind… Viele von uns wurden in prägenden Jahren so sehr darauf konditioniert, stets auf ihr Scheitern und ihre vermeintlichen Defizite zu blicken, dass es ihnen geradezu Angst macht, auf das zu schauen, was an und in ihnen leuchtet und blüht.
Der Weg, der uns erkennen lässt, wer wir wirklich sind, führt uns mitten durch die Scham. Und anschließend mitten durch den Stolz. Sie beide bergen Prüfungen für uns, die wir uns im Vorhinein nicht ausmalen können. Sie beide bergen Juwelen für uns, deren Macht wir noch nicht einmal erahnen. In dieser Reihenfolge… Nicht umsonst kommt in jeder Held:innenreise der Phase der „Weigerung“ eine ganz besondere Bedeutung zu…
Erst unsere Bereitschaft zu bewusster Konfrontation mit uns selbst ermöglicht es uns, dass wir uns so erkennen, wie wir wirklich sind. Unfassbar hilfreich ist hierbei in meinen Augen die Vorstellung unserer Psyche als ein Plural, in dem sehr viele teils sehr unterschiedliche Instanzen aktiv sind, unser Leben interpretieren und miteinander in stetiger Kommunikation sind. Jenen, denen diese Sicht noch ein wenig neu ist, empfehle ich das Essay: „Wer ist ich…?! („Der fliegende Holländer“).
Aus dieser Erkenntnis unseres Wesens heraus entsteht, wenn wir den Blick nicht abwenden, im Laufe unseres Weges nach und nach ein tiefes Mitgefühl mit uns selbst. Dieses Selbstmitgefühl öffnet uns den Weg zu jener Art von tiefen Selbstannahme, aus der heraus Selbst-Bewusstheit möglich wird. Und aus dieser schließlich folgt irgendwann möglicherweise vielleicht das, wonach sich so viele von uns sehnen: die wahre und bedingungslose Liebe zu uns selbst…!
Hier noch einmal in Kurzform:
Die 6 Stufen zur Selbstliebe
Alles beginnt mit unserer Bereitschaft zur Selbstkonfrontation.
Aus dieser folgt möglicherweise schließlich die Selbsterkenntnis.
Aus ihr folgt möglicherweise schließlich das Selbstmitgefühl.
Aus diesem folgt möglicherweise schließlich die Selbstannahme.
Aus dieser folgt möglicherweise schließlich die Selbstbewusstheit.
Aus dieser folgt möglicherweise schließlich die Selbstliebe.
Unsere Beziehung zu uns selbst ist die Basis und das Fundament all unserer Beziehungen zu anderen Menschen im Laufe unsere Lebens.
Mein Angebot
Der Weg durch Scham und Stolz, durch das Dickicht unserer Wünsche und Sehnsüchte, Ängste und Prägungen ist nicht ganz leicht für die meisten von uns. Doch er ist und bleibt der einzige Weg, der uns zu echter Selbstannahme, Selbstbewusstheit und Selbstliebe führt.
Er ist unbequem. Darum versuchen wir, ihm auszuweichen. Der Pfad ist steinig, ja. Ich kann dir versprechen, dass er sich lohnen wird. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass du mir glauben wirst, wenn ich das sage.
Wenn du magst, dann begleite ich dich auf diesem Weg ein kleines oder großes Stück. Wenn du magst, dann helfe ich dir, auf der Spur zu dir selbst zu bleiben, unnötige Umwege zu vermeiden und vielleicht auch die kleinen oder großen Geschenke zu sehen, die am Rande dieses Weges zu dir selbst schon auf dich warten.