Die Sache mit der Scham

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Ja zu allem, was ich bin!

Die Sache mit der Scham

Von der wohltuenden Kraft gesunder Un-Verschämtheit
und vom Abenteuer, uns diese zurückzuerobern

„Eine Menge Leute haben Angst zu sagen, was sie möchten.
So bekommen sie auch nicht, was sie möchten.“
Madonna

Viele Menschen in unserem Land und unserer Kultur haben weit größere Hemmungen im Umgang mit ihrer eigenen Sexualität, als sie es sich und anderen eingestehen möchten. Das ist schade, denn dadurch geht ein großes Maß an Lebensfreude verloren; in ihrem eigenen Leben wie auch im Leben ihrer Liebespartner. Eine große Rolle dabei spielt immer wieder die Scham – oder besser: eine amorphe, irrationale Angst vor der Scham.

Das, was wir „Scham“ nennen, nämlich, ist im Kern nicht mehr als die Einsicht in die eigene Unvollkommenheit, so wie der „Stolz“, ihre Gegenkraft, die Einsicht ist in die eigene Größe. Scham und Stolz sind Grundkräfte unserer geistigen Entwicklung und Reifung. Gemeinsam sind sie, Stolz und Scham, in der Lage, das zu formen, was wir „Würde“ nennen. So wie „Stolz“ nicht gleichbedeutend ist mit „Überheblichkeit“, so ist „Scham“ etwas anderes als „Selbsterniedrigung“.

Scham ist die Einsicht in die eigene Unvollkommenheit. Wer daher kein Problem damit hat, unvollkommen zu sein, der/die hat auch nur selten ein Problem mit der Scham. Das ist vermutlich leicht einleuchtend.

Vielen von uns jedoch wurde beigebracht, dass Scham immer mit dem Gefühl der Demütigung, der Ausgrenzung und des Liebesverlusts verbunden ist. Im Grunde verlief diese Konditionierung nicht anders als die bei Iwan Pawlows Hunden. Was wir lernten, war nicht, unsere eigene Unvollkommenheit würdevoll anzunehmen, sondern sie auszublenden und zu fürchten. Die Kraft in uns, die uns blockiert und lähmt, ist also mitnichten die Scham, sondern unsere Angst vor dieser.

Wenn wir uns ein Verständnis vom „Ich“ als Plural anlegen, klingt das potenziell so:

Wir erlauben uns nicht, Dinge zu sagen oder zu tun, die gewisse innere Anteile von uns potenziell nur allzu gerne sagen oder tun würden, weil andere Teile in uns Angst davor haben, sie könnten sich später dafür schämen. Dummerweise aber macht uns das konsequente Vermeiden von Schamgefühlen nicht nur nicht glücklich, sondern sogar unglücklich.

Wir spüren, dass da eine unbändige und wunderschöne Kraft in uns ist, die aufleben und blühen will, die aber nicht aufleben darf und nicht blühen darf, weil wir Angst davor haben, was passieren würde, wenn sie es täte.

Und so zensieren und beschneiden wir uns fortwährend selbst und nehmen dadurch den Menschen in unserem Leben die Möglichkeit, uns so zu erfahren, so anzunehmen und so zu lieben, wie wir sind.

Ein Teufelskreis?

Nicht, wenn du nicht willst.

Unbequeme Wahrheiten

„Man zerstört seinen eigenen Charakter, aus Furcht, die Blicke
und die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich zu ziehen,
und man stürzt sich in das Nichts der Belanglosigkeit,
um der Gefahr zu entgehen, besondere Kennzeichen zu haben.“
Sébastien Roch de Chamfort

Gestehen wir uns gleich zu Beginn ein paar Dinge ein:

Erstens: Wir alle sind aufgewachsen in einer Kultur, in der es beständig darum ging, wer in was besser oder schlechter war als die Anderen. Und wer schlechter war, der war halt weniger wert. Nicht wenige von uns haben eine solche Angst davor, mit eigenem Nichtkönnen oder Nichtwissen konfrontiert zu werden, dass sie permanent damit beschäftigt sind, sich selbst mit anderen zu vergleichen, ihre eigenen Schwächen oder Unsicherheiten zu verbergen und ihr Möglichstes dafür zu tun, ihr Umfeld über ihre wahren Gefühle und Gedanken, Grenzen, Wünsche oder Interessen hinwegzutäuschen.

Zweitens: Niemand von uns wurde auf die Sache mit dem Sex wirklich gut vorbereitet. Weder von unseren Eltern, noch von Freunden oder Lehrern. Noch dazu haben viele von uns auch im Erwachsenenalter kaum einen Menschen, mit dem sie über diese Dinge frei und offen sprechen können. Viele von uns sind gar in Umfeldern aufgewachsen, in denen ihnen vorgelebt wurde, Sinnlichkeit und Sexualität kategorisch abzulehnen und zu verurteilen. Das sind keine idealen Nährbedingungen für einen neugierigen Forschergeist. So viel ist wohl auch klar.

Drittens: Die kindliche Prägung der meisten Menschen in (West?)Deutschland beinhaltete zwei wiederkehrende Erfahrungen: Ihre Wünsche und Bedürfnisse wurden immer wieder als belanglos abgetan oder gar belacht. Ein wesentliches Werkzeug der Erziehung in Familie ebenso wie Schule war, nachdem Schläge immer weniger en vogue waren, die emotionale Bestrafung durch Beschämung, Verurteilung und Spott. Wer derartige Erfahrungen durchlebt hat, entwickelt nicht selten die Strategie, Situationen, die auch nur potenziell dazu geeignet sein könnten, ihn oder sie mit dem eigenen Nichtkönnen oder Nichtwissen in Kontakt zu bringen, instinktiv weiträumig zu umfahren.

Viertens: Ob es uns gefällt oder nicht: Jedes Mal, wenn wir uns emotional öffnen (und das tun wir beim Sex), kommen wir in Kontakt mit jenen ganz zarten und verletzlichen Anteilen unserer Psyche. In Psychotherapie und Coaching nennen wir sie die inneren Kinder. Und meinen dies ganz liebevoll. Schamempfindungen im Umgang mit unserer Sexualität deuten in der Regel auf bereits zu Kindeszeit verinnerlichte Selbstkonzepte hin. Doch es sind nicht die inneren Kinder, die uns blockieren, sondern „nur“ ihre irregeleiteten Überzeugungen. Schaffen wir es, jene kindlichen Anteilen in uns erfahren zu lassen, dass Unvollkommenheit etwas zutiefst Liebenswertes und Menschliches ist, und dass sie selbst in all ihrer Unvollkommenheit, ihren Ängsten und Nöten bedingungslos geliebt werden, so verlieren diese schlagartig jeden Grund, uns in unserer natürlichen und gesunden Un-Verschämtheit auszubremsen aus Angst davor, uns lächerlich oder gar verletzlich zu machen.

Viele Männer und Frauen in unserer Kultur fühlen sich aus ganz plausiblen und leicht nachvollziehbaren Gründen unbeholfen und unsicher in ihrer Sexualität. Darüber hinaus befürchten viele von uns ständig, in all ihrem Tun und Sein von höherer Warte aus beobachtet und natürlich zwangsläufig abgelehnt zu werden. Sie haben gelernt, dass ihre Unvollkommenheiten etwas Schlechtes ist, das niemand sehen darf. Daher verbergen sie ihr wahres Selbst hinter einem brüchigen und fadenscheinigen Schein-Ich, von dem sie ständig befürchten, dass es in sich selbst zusammen bricht. Dann nämlich stünden sie da, und alle Welt sähe das Ausmaß ihrer ganzen Unvollkommenheit.

Dabei wäre genau diese Erfahrung möglicherweise vielleicht geradezu das Schönste, was ihnen und ihren Liebsten überhaupt passieren könnte…

Doch wie können wir lernen, uns einander un-verschämt und frei zu zeigen, so, wie wir sind, mit allem, was wir sind?

Wer du warst. Und wer du sein kannst.

„Moral ist, wenn man so lebt, dass es
gar keinen Spaß macht, so zu leben.“

Édith Piaf

Mache dir bewusst, dass deine Scham ebenso wie deine sozialen oder intimen Ängste (nicht zuletzt die hemmende Angst vor dem Empfinden von Schamgefühlen selbst!) kein integraler Teil deiner Persönlichkeit sind. Sie sind das Ergebnis von Lernerfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens gemacht haben.

Auch wenn du dich nicht an diese Zeit erinnern magst, so ist es doch ziemlich wahrscheinlich, dass du als Baby niemals einen Zweifel daran hattest, ob du „gut genug“ bist, um geachtet oder geliebt zu werden. Du warst da, so wie du warst, und konfrontiertest die Welt um dich herum un-verschämt und frei von Selbstzweifeln mit deinen erfüllten oder unerfüllten Wünschen und Bedürfnissen.

Dass du dich anpassen musst, um geachtet und geliebt zu werden, dass du Teile von dir vor deiner Umwelt zu verbergen hast, dass du dich anstrengen musst, um deinen Platz in der Welt wert zu sein – all das ist nicht Teil deines Wesens, sondern wurde dir erst im Laufe deines Lebens nach und nach von deinem Umfeld (bewusst oder unbewusst) beigebracht.

In meinem Modell unserer Gefühle klassifiziere ich die Scham als „komplexe Form der Traurigkeit“. Der Schlüssel zu neuem Leben, den jede Form der Traurigkeit uns anbietet, ist die Kraft der Annahme dessen, was ist, auch wenn wir es gerne anders hätten. So liegt auch das Geschenk der Scham darin, anzunehmen, wie wir sind. Unvollkommen, so wie alle anderen auch.

Wenn du im Umgang mit deiner Sexualität mit Schamgefühlen konfrontiert bist, die dich in deinem Wollen oder Handeln blockieren oder lähmen, dann erinnere dich (Stell dir einfach vor, es wäre möglich, dann geht’s!) an den Menschen, der du warst, als du gerade erst frisch auf diese Welt gekommen warst. Erinnere dich an deine Unschuld, an deine Neugier und an deinen Wunsch nach zärtlichem Kontakt.

Erinnere dich daran, dass es dein Geburtsrecht ist, ein erfülltes und erfüllendes Leben zu führen. Da du als geschlechtliches Wesen auf diese Welt kamst, so wie wir alle, zählt dazu ganz integral auch das Geburtsrecht auf eine erfüllte und erfüllende Sexualität. Erinnere dich daran, dass nur du, und du allein, darüber bestimmst, wie du von diesen beiden Geburtsrechten in diesem, deinem, Leben Gebrauch machst. Oder ob.
Erinnere dich daran, dass dieses Leben, das du führst, ein endliches ist.

Dieses Leben, das du führst, besteht aus einer begrenzten Zahl an Jahren, an Tagen, an Stunden und Sekunden. Jeder Atemzug bringt dich jener Sekunde näher, in welcher sich alles, was dir heute noch wertvoll ist, in Nichts auflösen wird. Jeden Augenblick deines Lebens erlebst du nur ein einziges Mal. Bis zu deinem letzten.

Wer wohl könnte dir ein/e bessere/r Ratgeber*in darin sein, wie du dein Leben und wie du deine Sexualität leben solltest, als jener Mensch, der du zur Stunde deines (hoffentlich noch fernen) Todes sein wirst? Wer wäre kompetenter darin, dir dabei zu helfen, Entscheidungen zu treffen, über die du später lächeln wirst, als du selbst am Ende deines Weges?

Wie du mit diesem Menschen in Kontakt treten kannst? Ganz genauso wie mit dem Säugling, der du warst. Stell ihn oder sie dir einfach vor!

Wenn dich die Angst überkommt, dann erinnere dich, wer du warst, und erinnere dich, wer du sein wirst. Erinnere dich an den Anfang und an das Ende deines Weges. Und erinnere dich daran, dass der Weg vom einen zum anderen aus nichts besteht als aus unzähligen Möglichkeiten für Erfahrungen, die dir die Chance geben, zu wachsen und zu lernen.

Was heißt das konkret? Was genau kannst du tun, wenn du irrationale Angst vor sexueller Scham empfindest und den Wunsch hast, dich von ihr frei zu machen?

„Strategische Exposition“

„Mache das Unmögliche möglich,
das Mögliche leicht und
das Leichte elegant.“
Moshé Feldenkrais

Schamgefühle im Umgang mit unserer Sexualität gleichen in mehrerlei Hinsicht erworbenen Phobien. Sie schleichen sich langsam ein, werden durch emotionale Erfahrungen vertieft und machen sich schließlich irgendwann, wenn wir sie groß und stark gefüttert haben, selbständig. Von da an definieren sie nicht nur unser eigenes Verhalten, sondern über Bande auch unseren Erfahrungshorizont.

Interessanterweise existiert in der Psychotherapie ein sehr wirkungsvolles Werkzeug im Umgang mit Phobien. Seine heilende Wirkung ist dutzendfach nachgewiesen. Es ist so einfach, dass es sich sogar für den Hausgebrauch eignet. Dieses Werkzeug wirkt nicht nur bei Phobien Wunder, es wirkt nachweislich heilend auch im Umgang mit anderen Formen irrationaler Ängste, zum Beispiel mit unserer Angst vor der Scham. Die Rede ist von der „Strategischen Exposition“.

Was genau bedeutet „Strategische Exposition“?

Der menschliche Geist ist nahezu grenzenlos flexibel. Diese Gabe hat es uns ermöglicht, den ganzen Planeten zu besiedeln. Ja, ihn uns untertan zu machen. Mit allen positiven wie beängstigenden Folgen, die wir inzwischen feststellen können.

Alles, was wir erlernt haben, können wir auch wieder umlernen. Dies versetzt uns nicht nur in die Lage, uns an immer wieder neue Gegebenheiten anzupassen, sondern es ermöglicht uns auch, immer wieder neue Fähigkeiten zu erwerben und uns durch diese neue Erfahrungswelten zu öffnen.

Der Trick in der strategischen Exposition besteht darin, dass wir uns freiwillig und selbstbestimmt einem Reiz aussetzen, den wir bislang als beängstigend empfinden. Hierbei besteht die Kunst darin, den ursprünglich Angst auslösenden Reiz so klein zu machen, dass er gerade noch keine echte Angst auslöst, sondern nur „ein handhabbares Maß an Unruhe“.

Diesem handhabbaren Maß an Unruhe setzen wir uns freiwillig und selbstbestimmt aus. Dabei beobachten wir, wie sich das Gefühl der Unruhe weiter entwickelt. Steigt sie an, haben wir den Reiz (noch) zu groß gewählt. Flacht sie ab, dann erkennen wir daran bereits eine erste Gewöhnung an den Reiz. Unser System stellt fest, dass trotz der klingenden Alarmsirenen nichts nennenswert Schlimmes passiert ist.

Unser inneres Alarmsystem ist intelligent. Je öfter es die Erfahrung macht, dass eine beängstigende Sache ohne negative Folgen bleibt, desto weniger sensibel wird es in Zukunft auf denselben Reiz reagieren. Ist die nachfolgende Reaktion auf unsere Konfrontation mit unseren Ängsten emotional nicht nur nicht negativ, sondern sogar positiv besetzt, hat dies umso deutlichere Auswirkungen. Was uns zuvor Angst gemacht hat, macht uns später plötzlich Lust.

Auf diese Weise können wir langsam, Schritt für Schritt, die Dosis erhöhen, die wir als „noch…“ oder sogar „gut handhabbar“ empfinden. Je weniger Angsthormone unseren Körper fluten, desto klarer ist unser Geist und desto handlungsfähiger bleiben wir.

Die schlechte Nachricht…

„So bewies das Wagnis,
dass es nicht zerstörerisch ist,
wenn wir unser Innerstes anbieten.
Wir können nicht zerstört werden.“
Anais Nin

Du hast es bereits geahnt: Wenn du wirklich in den Genuss einer erfüllten und erfüllenden Sexualität kommen willst, dann wird gerade der Anfang des Weges alles andere als ein Spaziergang für dich sein. Deine irrationale Angst vor der eigenen Unvollkommenheit ist ein Wächter, der dich dazu zu zwingen scheint, im Innern deiner Komfortzone zu bleiben. Wachstum aber und Entwicklung finden ausnahmslos jenseits dieser Grenzen statt. Dort, wo die Scham lebt. Dahin führt der Wachstumsweg.

Mache dir klar, dass deine Angst als Wächterin zwar Einfluss hat auf dein Empfinden, nicht aber auf dein Tun. Mache dir außerdem klar, dass Angst nur dadurch kleiner wird, dass wir genau die Dinge tun, vor denen wir uns fürchten, und dabei feststellen, dass die reale Erfahrung überaschenderweise gar nicht so schlimm war, wie unsere Angst es uns ausgemalt hat. Möglicherweise sogar war sie besser, vielleicht sogar viel besser…

Wenn wir genau diese Art von Erfahrungen machen, wenn wir sie bestenfalls mehrfach machen, dann wird sich immer seltener die ängstliche Wächterin auf den Plan gerufen fühlen. Besser gesagt: Unsere Komfortzone erweitert sich durch unser Tun ganz von allein in die Richtung, in der wir außerhalb ihrer Grenzen positive Erfahrungen sammeln.

Wollen wir unsere Komfortzone erweitern und uns dadurch neue Freiheitsgrade im Denken und Handeln erschließen, dann führt uns also kein Weg an der Angst vorbei. Das ist allerdings überhaupt gar nicht schlimm oder gefährlich, denn die Angst hat keinerlei feindliche Absichten.

Die Angst vor der Scham als Wächterin unserer Komfortzone will uns nicht unterdrücken, sondern schützen. Sie fragt uns eindringlich, ob wir wirklich glauben, dem Abenteuer „da draußen“ gewachsen zu sein. Wir glauben, sie stellt uns in Frage. Dabei stellt sie uns nur eine Frage. Sie fragt: „Bist du dir wirklich sicher, dass du das willst?!“

Ich sage: „Ja.“

Sie fragt: „Bist du dir wirklich sicher?“

Ich sage: „Ja…!“

Die Wächterin fordert von uns interessanterweise nicht mehr als einen Blick. Das Spiel ist einfach: Schau der Scham in die Augen. So lange, bis sie blinzelt. In dem Moment öffnet sich in unserer Komfortzonengrenzmembran ein Tor, das Herz wird leicht und der nächste Schritt unseres Entwicklungsweges liegt klar vor uns.

Tanz auf dem Vulkan.

Das Leben ist entweder ein
wagemutiges Abenteuer
oder es ist nichts.“
Helen Keller

Die Scham ist eine wundervolle Kraft in uns, die uns immer wieder Bescheidenheit und Demut lehrt, indem sie uns in Kontakt bringt mit unserer Unvollkommenheit. Gleichzeitig ist sie ein Kompass, der uns dabei hilft, uns zu positionieren und unsere persönliche Entwicklung auf rechtem Kurs zu halten. Es gibt keinen Grund, sie zu fürchten.

Und auch die Angst ist nicht gefährlich, so irrational sie auch sein mag. Richtig dosiert übrigens kann gerade die Angst sogar sehr positive Empfindungen in unsere Sexualität einspielen.

Ist dir schon einmal aufgefallen, dass du dich an Momente, in denen du Angst empfunden hast, besonders lebhaft erinnern kannst? Das liegt an dem speziellen Cocktail an Adrenalin und anderen Botenstoffen, die während des Aufwallens dieses Gefühls deinen Körper fluten.

Ist es nicht interessant, dass derselbe Stoff in Mikrodosierung („handhabbare Unruhe“) bei vielen Menschen aphrodisierend wirkt? Das Tänzeln an den Grenzen unserer Komfortzonen kann uns, wenn wir unsere Angst vor der Angst vor der Scham verloren haben, ein wundervoller und prickelnder Booster für unsere sexuelle Lust und Leidenschaft sein.

Möglicherweise also wären wir vielleicht und unter Umständen gut beraten, in unserem Leben wie in unserem Schlafzimmer ein kleines bisschen mehr von dieser „handhabbaren Unruhe“ einzuladen, die in all unseren Poren dieses herrlich lebendige Kribbeln erzeugt.

Findest du nicht?

Welche Erfahrungen hast du im Umgang mit Scham und Angst vor der Scham?

Hinterlasse mir hier gerne einen Kommentar!

 

Lies hier weiter:

6 Schritte zur Selbstliebe

Klüger fühlen!

Es ist doch nur Eifersucht…!

Wer ist ‚ich‘?!

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Eine Antwort

  1. Hallo Volker!
    Scham ist ein heißes Eisen… vorallem wenn dann noch das Thema Körperscham dazu kommt. Ich kenne dieses lähmende Gefühl nicht gut genug zu sein sehr gut. Aber du hast Recht – es ist mir gerade aufgefallen – je mehr man sich vollumfänglich zu akzeptieren lernt desto weniger Angst macht einem die Scham.
    Scham weist uns unsere Unzulänglichkeiten auf – aber sie sollte uns kein Ratgeber sein. Der Tod schon. Ich finde er zeigt uns immer am deutlichsten was wirklich wichtig ist.
    Was mir auch hilft: Jeder andere Mensch empfindet auch Scham und hat auch seine Unzulänglichkeiten. Wenn ich offen darüber bin, lade ich andere dazu ein, auch offen zu sein.

    Grüße von Jessica

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