Gibt es den Weihnachtsmann…?

Für die einen das Fest der Liebe und der Familie. Für die anderen das Fest von Konsumrausch und erzwungener Scheingeselligkeit…
Worum geht es an Weihnachten wirklich, jenem teils heidnischen, teils christlichen Fest des Lichts, das wie zufällig genau in die dunkelste Zeit unseres Jahres fällt…?
Und wer genau ist eigentlich dieser Weihnachtsmann…? Gibt es ihn, oder gibt es ihn nicht…? Und wenn es ihn gibt, wer ist es, und welchen Auftrag hat er eigentlich genau…?
Corona

Da fragt man sich doch: Was hat Paul Celan damals schon gewusst…?! 😉 Corona Aus der Hand frißt der Herbst mir sein Blatt: wir sind Freunde. Wir schälen die Zeit aus den Nüssen und lehren sie gehen: Die Zeit kehrt zurück in die Schale. Im Spiegel ist Sonntag, im Traum wird geschlafen, der Mund redet […]
Du denkst, du hast sie nackt gesehen… Dominic Matthew Jackson

Du denkst du hast sie nackt gesehen,
weil sie sich vor dir ausgezogen hat?
Erzähle mir von ihren Träumen.
Erzähle mir was ihr Herz bricht.
Erzähle mir, was sie begeistert
und was sie zum Weinen bringt.
Erzähle mir von ihrer Kindheit.
Besser noch, erzähle mir eine Geschichte über sie
in der du nicht vorkommst.
Du hast ihre Haut gesehen und ihren Körper berührt.
Und doch weisst du von ihr genauso viel
wie über ein Buch, das du einst gefunden hast,
und doch nie dazu kamst, es zu öffnen.
Dominic Matthew Jackson
Liebe Schwester… – Goran Ivetic

Wir stehen vor einen gewaltigen kulturellen Wandel. Vieles von dem, was uns in der Vergangenheit Sicherheit und Glück verheißen hatte, ist inzwischen als Illusion entlarvt. Daher wundert es nicht, dass so viele Menschen heute verunsichert, orientierungslos und resigniert sind.
Was fehlt uns? Was brauchen wir, um diese Zeit des Wandels nicht als Gefahr, sondern als Chance zu begreifen?
Ich glaube, was wir jetzt brauchen, sind stabile und entschlossene Vorbilder für ein Leben in Würde und Integrität. Wir brauchen Männer und Frauen, die uns vorleben, was es heißt, dieses Leben, dieses eine Leben, aufrecht und mitfühlend, uns selbst und unserer Verantwortung bewusst, mit Herz und Hand als unser eines, eigenes Leben anzunehmen und durch ihr Leben ein sichtbares Zeichen abzulegen dafür, dass ein Leben in Aufrichtigkeit und Würde, in Integrität und Empathie nicht nur vage möglich ist, sondern jedem und jeder von uns offen steht.
Zwischenspiel – Erich Fried

Und wenn mein Zeigefinger
schon naß ist von dir,…
mir noch Zeit nehmen
und mit seiner Kuppe
auf deinen Bauch
ein Herz malen,…
so daß dein Nabel
mitten im Herzen die Stelle ist,
wo angeblich Amors Pfeil
das Herz durchbohrt hat…
und dann erst,
wenn du erraten hast,
daß es ein Herz war,
was ich auf dich
gezeichnet habe,
Die Einladung – Oriah Mountain Dreamer

Die Liebe wühlt uns auf. Sie konfrontiert uns. Mit Ängsten, mit Selbstzweifeln und Scham. In all dem jedoch fordert sie uns heraus. Sie fordert uns auf, unsere Mauern und Schleier fallen zu lassen, damit wir uns wahrhaftig begegnen können.
Kaum jemand hat diese Aufforderung der Liebe schöner und entschlossener in Worte gefasst, als die kanadische Schriftstellerin, die sich Oriah Mountain Dreamer nennt.
Liebesunterricht – Bertold Brecht

Aber, Mädchen, ich empfehle
Etwas Lockerung im Gekreisch:
Fleischlich lieb ich mir die Seele
Und beseelt lieb ich das Fleisch.
Keuschheit kann nicht Wollust mindern
Hungrig wär ich gerne satt.
Mag’s, wenn Tugend einen Hintern
Und ein Hintern Tugend hat.
Seit der Gott den Schwan geritten
Wurd es manchem Mädchen bang
Hat sie es auch gern gelitten:
Er bestand auf Schwanensang.
Bertolt Brecht
(* 10.02.1898, † 14.08.1956)
Von der Liebe – Khalil Gibran

Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil.
Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin,
Auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann.
Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie,
auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann,
wie der Nordwind den Garten verwüstet.
Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich.
So wie sie dich wachsen lässt, beschneidet sie dich.
So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen
und die zartesten Zweige liebkost, die in der Sonne zittern,
steigt sie hinab zu deinen Wurzeln
und erschüttert sie in ihrer Erdgebundenheit.
Wie Korngarben sammelt sie dich um sich.
Sie drischt dich, um dich nackt zu machen.
Sie siebt dich, um dich von deiner Spreu zu befreien.
Sie mahlt dich, bis du weiß bist.
Sie knetet dich, bis du geschmeidig bist;
Und dann weiht sie dich ihrem heiligem Feuer,
damit du heiliges Brot wirst für Gottes heiliges Mahl.
Wir wollen alle geliebt werden – Hjalmar Söderberg (erg.)

wir wollen alle geliebt werden.
werden wir nicht geliebt, wollen wir bewundert werden.
werden wir nicht bewundert, wollen wir bedauert werden.
werden wir nicht bedauert, wollen wir gefürchtet werden.
werden wir nicht gefürchtet, wollen wir gehasst und missachtet werden.
wir wollen ein gefühl in unseren mitmenschen auslösen,
ganz gleich, um welches es sich dabei auch handeln mag.
die seele zittert vor der leere
und sucht kontakt um jeden preis.
Lieber Mensch – Courtney Walsh

du hast das alles falsch verstanden…!
du bist nicht hier, um bedingungslose liebe zu meistern.
die ist da, wo du her kommst und wieder hin zurück gehst.
du bist hier, um persönliche liebe zu lernen, universelle liebe, schmuddelige liebe, verschwitzte liebe, verrückte liebe, zerbrochene liebe, ganze liebe…
erhellt von göttlichkeit. gelebt durch die eleganz des stolperns.
offenbart durch die schönheit des versagens – meistens. du bist nicht hier, um perfekt zu werden. du bist es schon! du bist hier, um menschlich zu sein, fehlerhaft und
fabelhaft, um dann wieder in die erinnerung aufzusteigen…
aber bedingungslose liebe? erzähl mir nichts.
in wahrheit braucht liebe keine adjektive, keine
veränderungen, keine bedingungen der perfektion.
es braucht nur, dass du da bist und dein bestes gibst.