Liebe macht sehend

Wenn zwei Menschen sich ineinander verlieben, dann sprechen Außenstehende gerne mal von einem vorübergehenden Zustand geistiger Umnachtung.

Wir sehen den anderen Menschen wie ein Wesen aus reinem göttlichen Licht. Alles an ihm, an ihr, erscheint uns wunderbar, attraktiv und liebenswert. Später dann, wenn unsere Geschichte mit diesem Menschen weiter geht, entdecken wir plötzlich – und manchmal mit Erschrecken – dass dieser andere Mensch nicht mehr ist – und nicht weniger – als genau das: ein anderer Mensch. So wie wir. Fehlbar. Unvollkommen. Kantig und manchmal nahezu unerträglich profan.

Wir sprechen dann vom Prozess der normalen Ernüchterung. Das wahre Leben zieht in die Beziehung dieser beiden Menschen ein. Für viele beginnende Beziehungen ist dieser Augenblick der Anfang vom Ende.

Was aber wäre, wenn? Wenn das, was wir im Zustand der verzücktesten Verliebtheit im Anderen sehen, gar keine Illusion wäre? Was wäre, wenn? Wenn das, was wir in dieser Phase unserer Beziehung, im Anderen sehen, nicht weniger ist als sein reinstes Potenzial? Alles, was er oder sie je sein könnte. In seiner ganzen Größe, Schönheit und Pracht. Was wäre, wenn die Verliebtheit uns nicht weniger ermöglicht als einen Einblick in das tiefste Potenzial dieser Person? Was wäre dann?

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