Wir wollen alle geliebt werden – Hjalmar Söderberg (erg.)

Worum geht es uns wirklich in all den Kämpfen und Konflikten in der Liebe? Was ist der Kern? Hinter dem Zorn, hinter der Traurigkeit, hinter unserer Angst und Scham sehnen wir uns alle nach dem Gleichen. Hjalmar Söderberg bringt es radikal auf den Punkt: Wir alle sehnen uns … nach Liebe!
Treue 2.0

Der Begriff der Treue wird häufig missverstanden. Das ist in meinen Augen furchtbar schade. Viele Menschen verstehen unter Treue das Verbot, mit anderen Menschen als diesem einen Partner körperlich oder emotional intim auf Tuchfühlung zu gehen.
Dadurch wird die Treue zu etwas Starrem, Einschränkenden. Zu etwas, das Nasenringe anlegt und Flügel stutzt. Zu nichts als einem kalten und kategorischen Verbot. Sie setzt nicht auf freie Entscheidungen, nicht auf die wahrhaftige Kommunikation von Bedürfnissen und Wünschen, sondern auf Angst vor Strafe und Schuld.
Eine so verstandene Treue ist kategorisch, ernst und schmallippig. Eine verkniffene Gouvernante mit dem erhobenen Zeigefinger kalter, kompromissloser Moral. Ich weiß ja nicht, wie es Anderen geht … mir macht diese Art von Treue keinen Spaß.
Dieses Verständnis einer zu Paragraphen gefrorenen Beziehungsethik wird der Treue, wie ich sie verstehe und kenne, nicht gerecht. Bei Lichte betrachtet ist Treue mehr. Viel mehr! Treue ist eine Kraft. Treue ist ein heiliger Schutzraum, in dem Sicherheit und Freiheit sich nicht mehr ausschließen, sondern sich wechselseitig stärken und nähren.
Die wahre Treue ist wunderschön! Wir müssen sie nur lassen!
Beziehung 2.0 – Das Märchen vom moralischen Verfall

Beziehung 2.0 Das Märchen vom moralischen Verfall Was war die Welt früher doch einfach…! Zumindest glauben wir das manchmal gern… Eine Liebesbeziehung bestand aus einem Mann und einer Frau. Sie war darauf ausgelegt, dass die beiden miteinander Kinder zeugen und großziehen, bis diese irgendwann das heimische Nest verlassen und es später ihren Eltern gleich tun. […]
Patchwork – Familie 2.0

Die Geschichte kennen wir alle: Da waren dieser Prinz und diese Prinzessin. Und es war wirklich kompliziert mit ihnen am Anfang. Drachen, Hexen, schwarze Ritter und der ganz Kram. Am Ende aber hatten sie sich dann doch. Wir wissen alle, wie die Geschichte ausging: Die beiden lebten glücklich und zufrieden bis an ihr seliges Lebensende. Aus Prinz und Prinzessin werden König und Königin, und später kommen neue Prinzen und Prinzessinnen dazu. Das Volk ist glücklich. Das Land erblüht. Ein Traum von einem Happy End.
Patchwork erzählt eine andere Geschichte…
Patchwork erzählt eine andere Geschichte: eine Geschichte, die manchmal genauso begann. Nur irgendwie hat es irgendwo dann mit dem Happy-End-Teil „bis an ihr seliges Lebensende“ offenbar nicht so ganz geklappt. Wie genau die Umstände auch gewesen sein mögen – Fakt ist, dass die Liebesbeziehung irgendwann zuende war. Und so schwer es der eine oder die andere direkt Beteiligte damals vielleicht glauben oder annehmen konnte – das Leben ging weiter. Nur eben: ganz anders als vorher. Und definitiv: ganz anders als gedacht.
Patchwork wächst aus den Trümmern zerbrochener Träume.
Die Feuerprobe

Wenn die Harmonie zerbricht
Es war so schön mit dir. Ich war so glücklich. Alles war so einfach zwischen uns. Wir haben uns auf Händen getragen. Uns die Sterne vom Himmel zu Füßen gelegt. Ich wollte dir gerade einen neuen pflücken. War kurz davor.
Aber dann: Hast du’s versaut…!
Der Kampf um Recht und Schuld
Wenn aus Liebespartnern Gegner werden, dann ist das oft nicht schön mitanzusehen. Aus scheinbaren Nichtigkeiten heraus brechen Konflikte hervor, die zum Teil bizarre Formen annehmen. Ein Kampf bis auf’s Blut entbrennt, in dem es offenbar nur einen Sieger geben kann. Einigkeit gibt es nur in diesem einen Punkt: Der Sieger, das bist am Ende: Nicht du!
Vielleicht wäre es klug, zu fragen: Was genau ist eigentlich los? Worum geht es eigentlich genau? Vielleicht würde diese Frage helfen, den Konflikt zu lösen. Aber leider steckt hinter dem, was als Konflikt offensichtlich ist, häufig ein gehöriges Durcheinander aus unerfüllten Bedürfnissen, aus oft lang unterdrückten Gefühlen und zum Teil sehr alten Erfahrungen, Überzeugungen und Schmerzkontrollstrategien.
Das alles macht die Antwort auf ein „Was ist denn eigentlich los?“ in aller Regel ziemlich kompliziert. Einfacher ist die Frage: Wer hat Recht und wer ist Schuld? Denn die Antwort auf diese Frage kennen wir bereits:
Recht habe ich.
Und Schuld hast du.
Sexuelle Lust als heilige Urkraft in uns

Sie hat Königreiche und Familien begründet und dem Untergang geweiht. In ihr finden wir die Krönung oder Vernichtung unseres Wertes als Mann, als Frau oder als Intersex. Sie ist der Urfunke unseres gesamten Lebens und in ihm auf direkte oder subtile Weise omnipräsent.
Wir behandeln sie in unserer Kultur wie einen niederen Trieb. Wie etwas, das es zu verheimlichen und zu verstecken gilt. Weil sie uns peinlich ist. Sie ist der Gegenstand zotiger Witze, die wir uns erst dann erzählen, wenn genügend Alkohol unsere Hemm- und Hirnschwellen senkt. Wir blenden sie aus oder verniedlichen sie. Weil wir sie fürchten oder uns schlicht schämen für sie.
Was löst mehr Angst und Scham in dir aus: Der Gedanke an deine animalische Lust? Oder der an deine Verletzlichkeit?